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Restaurierung im Fokus: Ein Blick hinter die Kulissen

11. Juli 2025 Von Tanja Spillner

Einblicke in die aufwändige Restaurierung der Werke Gentileschis, Renis und Giordanos in der Oberen Galerie des Neuen Palais

Die Eröffnung der Oberen Galerie im Neuen Palais steht kurz bevor. Nach mehr als 30 Jahren sind die Meisterwerke italienischer Barockmalerei ab Mittwoch, den 16. Juli 2025, wieder für das Publikum zugänglich. Fünf von sechs der wertvollsten Gemälde der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) werden dort zu sehen sein – eines wird derzeit noch restauriert.

Schon vor der offiziellen Eröffnung möchten wir einen exklusiven Einblick ermöglichen: Denn in den vergangenen Jahren wurde mit viel Sorgfalt und Fachwissen restauriert, geforscht und dokumentiert.

Unter den kostbaren Gemälden befinden sich auch zwei der römischen Malerin Artemisia Gentileschi (1593-1654). Die vier weiteren Gemälde sind von den bedeutenden Künstlern Guido Reni (1575-1642) und Luca Giordano (1634-1705) aus dem 17. Jahrhundert. Friedrich der Große hatte sie einst für genau diesen Raum erworben und fest in die Wandvertäfelung eingebaut. Das machte die Restaurierung in den vergangenen sechs Jahren unter anderem auch so aufwändig.

Eine wichtige Voraussetzung für die Wiedereröffnung der Oberen Galerie ist der partielle Schutz des historischen Fußbodens: Das empfindliche Parkett aus der Entstehungszeit des Hauses darf nach wie vor nicht betreten werden – stattdessen führt eine Brückenkonstruktion über den Originalfußboden.
Die Restaurierungen wurden dankenswerter Weise zur Hälfte mit Drittmitteln ermöglicht. Darunter das Museum Barberini, die Rudolf-August Oetker-Stiftung und – derzeit noch laufend – die Annemarie Hilgemann Stiftung.

Wie viel Sorgfalt, Wissen und Feingefühl in der Vorbereitung steckt, zeigen die folgenden Bilder – vom Restaurieren der Gemälde bis zum finalen Einbau in der Galerie.

Ausbau der Kunstwerke und Abbau der Rahmen

Schon der Ausbau der monumentalen Gemälde und Rahmenelemente war eine Herausforderung: Mit großer Sorgfalt und Muskelkraft wurden die Kunstwerke von der Wand gelöst und so vorbereitet, dass sie unversehrt in die Restaurierung gebracht werden konnten.

Gemälderestaurierung bis 2023

Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl wurden die mehr als 300 Jahre alten großformatigen Gemälde gereinigt und sorgsam retuschiert. Jetzt erstrahlen sie im neuen Glanz.

Rahmenrestaurierung bis 2025

Risse und Ausbrüche im geschnitzten Vollholz wurden zunächst sorgfältig gekittet und verschliffen. Anschließend kam eine traditionelle Technik namens „Wuggeln“ zum Einsatz: Dabei wird ein Schraubenzieher-artiges Flacheisen unter leichtem Druck in kreisenden Links-Rechts-Bewegungen in die Grundierung gedrückt. So entsteht ein charakteristisches Zickzackmuster, das die Oberfläche glättet und für die weitere Bearbeitung vorbereitet. Im Anschluss wurden die entsprechenden Stellen mit hauchdünnem Blattgold vergoldet und mit einem Halbedelstein poliert, um einen Glanz zu erzielen. Insgesamt wurden 4,8 Quadratmeter Blattgold verarbeitet.

Das Anbringen der Gemälde und Rahmen

Die Anbringung der großformatigen Gemälde war eine echte Gemeinschaftsleistung: Mit Hilfe eines Gerüsts und vereinten Kräften hoben acht Personen die schweren Gemälde an. Zentimeter für Zentimeter wurden die Kunstwerke an ihren ursprünglichen Platz zurückgeführt – passgenau in die dafür vorgesehenen Wandnischen. Ein aufwändiger, präzise geplanter Vorgang, bei dem jedes Detail stimmen musste.

Die hier aufgelisteten Werke sind nun an ihre angestammten Plätze in der Oberen Galerie zurückgekehrt:

Artemisia Gentileschi
Bathseba im Bade, 1635-45, Öl auf Leinwand, 261 × 223 cm, GK I 5392
Lukretia und Tarquinius, 1627-1630, Öl auf Leinwand, 262 × 222 cm, GK I 5389

Luca Giordano
Der Raub der Sabinerinnen, um 1675, Öl auf Leinwand, 365 × 260 cm, GK I 5391
Urteil des Paris, um 1675, Öl auf Leinwand, 365 × 259 cm, GK I 5390

Guido Reni
Selbstmord der Lukretia, 1625/1626, Öl auf Leinwand, 215 × 151 cm, GK I 5388
 

Die Rückkehr der Bilder
Schätze des Barock in der Oberen Galerie des Neuen Palais
16. Juli 2025 – auf weiteres
Neues Palais, Am Neuen Palais, 14469 Potsdam
Öffnungszeiten: April bis Oktober: Mittwoch bis Montag 10–17.30 Uhr, November bis März: Mittwoch bis Montag 10–16.30; letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit
Eintritt Grand Tour inkl. Obere Galerie: 14 Euro / ermäßigt 10 Euro 
www.spsg.de/aktuelles/ausstellung/die-rueckkehr-der-bilder
 

Ab dem 16. Juli 2025 stehen auch vertiefende Informationen zur Oberen Galerie und den Gemälden in einer neuen Online-Tour in der SPSG-App „SANSSOUCI“ zur Verfügung. Auf dem Smartphone können hier Hintergründe zu den prächtig ausgestatteten Räumen des Neuen Palais abgerufen werden. Die App gibt es kostenfrei im Apple App Store oder im Google Play Store

 

 

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