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„Es hat sich nicht wirklich nach Arbeit angefühlt!“

04. Juli 2025 Von Carlo Paulus

Das Künstlerduo VIDEO.SCKRE, das das Wandbild in der Bogennische des Pfaueninselschlosses neugestaltete, im Gespräch

Am Schloss auf der Pfaueninsel hat Künstlerduo VIDEO.SCKRE ein großformatiges Wandbild in der Bogennische geschaffen. Hinter VIDEO.SCKRE stehen Julia Heinisch und Frederic Sontag. Seit 2018 arbeiten sie gemeinsam an Wandmalereien im Innen- und Außenraum. Julia, ursprünglich aus Österreich, bringt ihre autodidaktisch entwickelte Handschrift aus dem Kunststudium ein, während Frederic über das Graffiti und seine Ausbildung zum Theatermaler zur Malerei fand. Beide vereint eine langjährige künstlerische Praxis, die in ihrer Zusammenarbeit neue Ausdrucksformen findet. Im Interview mit Carlo Paulus, Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der SPSG, erzählen sie von ihrer Arbeit, dem Entstehungsprozess und ihren Eindrücken von diesem besonderen Ort.

Wie habt ihr die Idee für das Bild entwickelt und euren Entwurf konzipiert?

Julia: Ausgangspunkt für die Komposition war ein Gemälde von Carl Blechen – eine Waldszene mit Blick auf eine Lichtung. Es wirkte atmosphärisch stark, leicht mystisch, und inspirierte uns sofort. Wir haben uns zudem intensiv in die von der SPSG zur Verfügung gestellte Literatur eingelesen und überlegt, welche Elemente für uns spannend und visuell reizvoll sein könnten. Das historische Palmenhaus stach uns sofort ins Auge – wir fanden die Idee dahinter konzeptionell sehr faszinierend. Daher war schnell klar: Das Palmenhaus muss auf jeden Fall Teil des Bildes sein. In unserem Entwurf ist es als fernes Ziel in der Landschaft zu sehen – man blickt förmlich hindurch auf das Gebäude. Interessanterweise haben wir sogar die Blickrichtung ziemlich gut getroffen, obwohl wir gar nicht wussten, wo das Palmenhaus genau gestanden hat.

Frederic: Blechen hat auch das historische Palmenhaus auf der Pfaueninsel mehrfach gemalt. Erst hatten wir überlegt, eine Innenansicht davon zu machen, haben uns dann aber für einen Durchblick auf das Gebäude entschieden – aus der Natur heraus. Ein spätsommerliches Licht, warm und einladend – das war uns wichtig.

Julia: Außerdem wollten wir ein Bild schaffen, das eher zum Verweilen einlädt, gerade weil sich auf dem vorherigen Wandbild auch ein Fallgitter befand, das eher abschreckte. Wir wollten dem etwas entgegenstellen.

Frederic: Die Pfauen waren natürlich gesetzt – ein Pflichtmotiv auf der Pfaueninsel, aber eines, das wir auch sehr gerne umgesetzt haben. Ergänzt haben wir das Bild durch zwei Kraniche, die direkt hinter dem Torbogen stehen. Laut Unterlagen waren sie wohl die ersten eingeführten Tiere auf der Insel. Ob es wirklich zwei waren, ist nicht ganz klar, aber in unserem Bild sind sie jedenfalls nicht allein. Und dann ist da noch der kleine Futterschirm links im Hintergrund – ein heute nicht mehr existierendes, architektonisch sehr spannendes Objekt. Seine moderne, fast futuristische Form erinnert ein wenig an ein UFO auf dem Hügel.

Julia: Ja, „ein UFO auf dem Hügel“ trifft es gut.

Frederic: Uns war es wichtig, kein rein dekoratives, zurückhaltendes Motiv zu schaffen, sondern etwas, das durchaus auch ein bisschen mutiger ist als das vorherige Bild.

Wie habt ihr das Bild technisch umgesetzt?

Frederic: Die Zeichnung wurde per Raster an die Wand übertragen. Gemalt haben wir mit rein mineralischen Farben – sie sind UV-beständig, matt und passen ideal zu einem historischen Gebäude. Sie verändern sich auch über Jahrzehnte kaum.

Julia: Diese matte Oberfläche reflektiert kein Licht, was eine natürliche Tiefenwirkung unterstützt. Wir arbeiten uns immer von hinten nach vorne – erst der Hintergrund, dann die Details. Ich habe mich besonders um die Tierdarstellungen gekümmert, Frederic war für Pflanzen und Architektur zuständig.

Mit welchen Hilfsmitteln arbeitet ihr?

Frederic: Gesprüht wurde hier nicht – das geht mit diesen Farben nicht. Wir arbeiten mit Pinseln und kleinen Rollen, alles sehr klassisch.

Julia: Wir haben uns bewusst zurückgehalten und sind nicht allzu experimentell vorgegangen. Bei größeren Fassaden, insbesondere wenn es sich nicht um denkmalgeschützte Umgebungen handelt, probieren wir gerne auch mal wildere Techniken aus. Aber hier war uns wichtig, mit besonderer Sorgfalt und Respekt für den historischen Kontext zu arbeiten.

Wie war es, vor Ort zu arbeiten?

Julia: Es war herrlich! Die wechselnden Lichtverhältnisse, der Blick auf das Wasser, die vielen Vögel – das war alles sehr inspirierend und entspannend. Es hat sich nicht wirklich nach Arbeit angefühlt!

Frederic: Wir hatten den großen Luxus, vor Beginn der Arbeiten eine exklusive Führung durch das Schloss zu bekommen. Von den Innenräumen waren wir sehr beeindruckt. Trotz der Feuchtigkeit auf der Insel sind viele Details erstaunlich gut erhalten. Es wirkt nicht „tot restauriert“ – das fanden wir sehr schön.

Julia: Auch die Begegnungen mit den Besucherinnen und Besuchern waren bereichernd. Viele haben Fragen gestellt, vor allem Kinder und Jugendliche waren sehr interessiert. Und einige hatten sogar emotionale Bezüge zur Insel – sie kommen seit Jahrzehnten hierher.

Frederic: Besonders schön war, dass manche das Palmenhaus auf dem Bild erkannten – obwohl es seit 150 Jahren nicht mehr existiert. Das zeigt, wie sehr die Geschichte des Ortes im kollektiven Gedächtnis verankert ist.

Und, würdet ihr noch einmal wiederkommen?

Julia: Auf jeden Fall – gerne! Es war eine wunderbare Erfahrung.

Frederic: Hoffentlich nicht zu bald – idealerweise hält das Bild jetzt erstmal ein paar Jahrzehnte. Aber wenn es etwas auszubessern gibt oder ein neues Projekt ansteht: Wir sind bereit.

Danke euch für das Gespräch!

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