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»Ich freue mich über die neue Strahlkraft«

16. Mai 2025 Von Michael Wolf

Jede Sanierung ist ein Wagnis

Was die größten Herausforderungen beim Pfaueninselschlösschen waren, erklärt Ayhan Ayrilmaz, Direktor der Abteilung Architektur. 

Herr Ayrilmaz, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie dieser Tage vor dem Schloss stehen?

Ich freue mich, dass wir es dank des Sonderinvestitionsprogramms geschafft haben, ein so schönes Stück Welterbe vor dem Verfall zu retten. Ich freue mich, dass es den beteiligten Akteur:innen gelungen ist, sehr umfassende Sanierungsarbeiten – vor allem an der Konstruktion und an der Gebäudehülle – durchzuführen, ohne die hervorragend erhaltenen Innenräume aus der Erbauungszeit zu beschädigen. Und ich freue mich über die neue Strahlkraft des Schlosses, das seinen einzigartigen Charakter, seinen Charme und seine Authentizität behalten hat.

Bei umfangreichen Sanierungen besteht immer die Gefahr, dass ein Baudenkmal seine Substanz, seine Spuren und seine Patina einbüßt. Das ist hier zum Glück überhaupt nicht der Fall. Mein großer Dank geht daher an die Vielzahl der Planungs- und Baubeteiligten.

Welche Arbeiten haben Sie in den vergangenen vier Jahren durchgeführt?

Bei dem Bauwerk handelt es sich im Wesentlichen um einen Holzbau. Die Konstruktion besteht zum großen Teil aus einem ausgefachten Holzständerwerk, das mit einer Holzverschalung umschlossen ist.

Es ist auf Fernwirkung ausgerichtet, so dass es auf den ersten Blick und von der Ferne wie ein massives Gebäude wirkt. Eine illusionistische Meisterleistung! Aber die meisten Holzbauten halten nur eine begrenzte Zeit. Besonders, wenn sie, wie beim Pfaueninselschlösschen, komplett der Witterung ausgesetzt sind. Das heißt, große Teile der Fassade wurden repariert und auch erneuert. Auch die sehr komplexe Dachhaut, die man auf Grund der Ruinenarchitektur des Gebäudes gar nicht sieht, wurde mit Zinkblech erneuert. Hier kam es in der Vergangenheit oftmals zu Feuchtigkeitsschäden. 

Die Fassadensanierung – die letzte Sanierung fand vor rund 50 Jahren statt – war kompliziert und wir wurden mit vielen Anforderungen überrascht. So hatten beispielsweise unsere Vorgänger:innen in guter Absicht einen asbesthaltigen und diffusionsdichten Anstrich verwendet, um die Feuchtigkeit abzuhalten. Das führte letztlich dazu, dass sich Feuchtigkeit in der Konstruktion sammelte und diese teilweise zerstörte. Der Rückbau des Asbests, die komplizierte Baustellenlogistik auf der Insel, das Riesengerüst, das nicht am Gebäude befestigt werden konnte und durch Dutzende von Wassertanks beschwert werden musste, waren auch alles Themen für sich.

In den Innenräumen wurden behutsam Konservierungsmaßnahmen an den künstlerisch sehr hochwertigen Oberflächen ausgeführt. Das betrifft beispielsweise die bedruckten Textil- und Papiertapeten, die Holzvertäfelungen, den einzigartigen Parkettboden und die Malereien. Eine Besonderheit ist sicherlich die Restaurierung der stark beschädigten Wandfassungen im Treppenhaus und die Restaurierung der Eisengussbrücke. Bei der Brücke handelt es ich übrigens um den zweiten Großguss der Königlichen Preußischen Eisengießerei aus dem Jahre 1804. Sie konnte nicht schadensfrei demontiert werden, so dass sie vor Ort auf einer Arbeitsbühne auf dem Gerüst durch ein spezielles Strahlverfahren von der Korrosion befreit und statisch ertüchtigt wurde.

Was steht noch an?

Aktuell findet der Rücktransport der beweglichen Kunst- und Ausstattungsgegenstände statt. Diese – rund 200 an der Zahl – wurden in unseren Restaurierungswerkstätten gereinigt und konserviert.

Ein besonderes Highlight wird sicherlich das neue Wandbild in der Bogennische zwischen den Türmen werden. Dieses wird nicht einem Atelier, sondern direkt vor Ort geschaffen. Im Laufe der 230-jährigen Geschichte des Schlosses gab es immer wieder Neufassungen mit unterschiedlichen Motiven. Wir haben diese Tradition aufgenommen und einen Kunst-Wettbewerb ausgelobt. Dabei war es uns wichtig, dass das neu zu schaffende Kunstwerk unter Berücksichtigung der ursprünglichen Gestaltungsidee eine zeitgenössische Interpretation schafft. 

Gewonnen hat das Duo Julia Heinisch & Frederic Sontag mit einer Neuinterpretation der letzten Version, die der Künstler Thomas Harndt vor 50 Jahren geschaffen hat. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit diesem Projekt der Magie dieses Ortes gerecht geworden sind.

Ayhan Ayrilmaz verantwortet seit 2011 als Direktor der Abteilung Architektur mit einem interdisziplinären Team alle großen Sanierungs-, Restaurierungs- und Neubauprojekte des Sonderinvestitionsprogramms der SPSG.
 

Der Beitrag ist zuerst erschienen im SPSG-Magazin SANS,SOUCI. 02.2025

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