Der Efeu (Hedera helix) ist nicht nur ein bekanntes Klettergewächs, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil vieler Parkanlagen – so auch im Park Sanssouci. Wenn im Herbst die meisten Pflanzen ihre Blütezeit hinter sich haben, entfaltet der Efeu seine volle Pracht. Von Mitte September bis November zeigt er seine kleinen grün-gelben Blüten und wird so zu einer wertvollen Nahrungsquelle für Insekten. Doch der Efeu ist nicht nur optisch ansprechend und ökologisch bedeutsam, er gehört auch zu den „Gewinnern“ des Klimawandels: „Er wird kräftiger und breitet sich schon ziemlich stark in unseren Parks aus.“, erklärt Sven Hannemann, Leiter eines der Parkreviere im Park Sanssouci.
Die Farben und verspielten Formen der Pflanze, vor allem an Baumstämmen, verleihen dem Park Sanssouci im Herbst eine besondere Atmosphäre. „Es gibt Stellen in unserem Park, die durch den Efeu einfach malerisch aussehen“, schwärmt der Parkrevierleiter. Die von Efeu überwucherten, abgestorbenen Bäume schaffen eine pittoreske, oft melancholisch-schöne Szene, die an Werke von Künstlern wie Caspar David Friedrich (1774–1840) erinnern. Der angenehm leicht süßliche Honigduft der Blüten, der letzte warme Tage ins Gedächtnis ruft, lässt die Parkbesucher:innen noch einmal den Sommer Revue passieren. Das Summen der Bienen ist nur in den Efeuranken noch deutlich zu hören. Efeu bietet mit seinen späten Blüten Insekten eine letzte wichtige Nahrungsquelle bevor der Winter kommt.
Der Mythos der würgenden Pflanze
Efeu wird oft fälschlicherweise als eine direkte Bedrohung für Bäume angesehen, da es den Mythos gibt, dass er Bäume erstickt und sie „tötet“. Das sei jedoch nicht korrekt, erklärt Sven Hannemann, „solange Efeu nur am Stamm eines Baumes wächst, stellt er in der Regel keine Gefahr dar. Er entzieht dem Baum keine Nährstoffe und schädigt ihn auch nicht.“ Das gilt insbesondere für robuste Bäume mit großen Kronen wie beispielsweise einer Douglasie. Bei Bäumen mit kleineren Kronen, wie etwa bei Zieräpfeln oder Weißdorn, kann der Efeu die Krone überwuchern und die Photosynthese verhindern. „Es ist also ein Abwägungsprozess: Solange der Efeu den Stamm hochwächst, ist er in den meisten Fällen harmlos. Erst wenn er die Krone überwuchert, wird er zu einem Problem. Dann wird er von den Gärtner:innen abgeschnitten und herausgezogen“, so Sven Hannemann weiter.
Efeu ist Nahrungsquelle, Lebensraum, Schmuck und Medizin
Neben seiner optischen Schönheit und Funktion als Spätblüher spielt das Klettergewächs eine zentrale Rolle im Ökosystem. Die schwarzen Beeren des Efeus, die im Spätwinter und Frühling reifen, sind für Vögel wie Amseln und Drosseln eine wichtige Nahrungsquelle. Für den Menschen hingegen sind die Beeren ungenießbar, können aber in der Medizin verarbeitet werden, etwa als Bestandteil von Hustensaft. Darüber hinaus ist Efeu auch ein idealer Lebensraum für viele Tiere. Vögel nutzen die dichten Ranken und Blätter als Nistplatz. „Der Efeu erfüllt damit eine Multifunktion in den Parks. Er ist nicht nur optisch attraktiv, sondern trägt auch zur biologischen Vielfalt bei.“, betont Sven Hannemann. Im Laufe seines Lebens verändert Efeu sein Erscheinungsbild. „Es ist fast wie eine Art Metamorphose“, erklärt der Parkrevierleiter und verweist auf die Blätter des Efeus, die in seiner Jugend und im Alter unterschiedlich aussehen. Ein junger Efeu trägt mehrlappige Blätter, während er nach etwa sechs Jahren eine andere Form annimmt, in der er auch anfängt Blüte zu tragen. Diese Wandlungsfähigkeit trägt zur Einzigartigkeit des Efeus bei.
Die Symbolik der Kletterpflanze reicht weit zurück. In der griechischen Mythologie war er eng mit dem Weingott Dionysos verbunden, der noch heute häufig mit einem Efeukranz symbolisiert wird. Auch bei Hochzeiten wird der Efeu gelegentlich als Kranz verschenkt. Er steht für Treue und Unsterblichkeit. Diese Symbolik spiegelt sich auch auf Friedhöfen wider, wo der er oft als pflegeleichte und langlebige Pflanze auf Gräbern verwendet wird.
Noch bis in den November hinein blüht der Efeu und zeigt sich in seiner vollen Pracht. Ein weiterer Grund, den Park Sanssouci in den Herbstmonaten zu besuchen und beim Spaziergang noch mal genauer hinzusehen auf die vielseitige Pflanze, die Lebensraum und Schmuck zugleich ist.
Alle Bilder © SPSG / Tanja Spillner
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