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Die Harfe der Königin Luise

05. Mai 2023 Von Birgit Morgenroth

Im Schloss Paretz ist ein neues und doch altes Ausstellungsstück zu bewundern. Eine Harfe aus dem Besitz der Königin Luise steht nun im Gartensaal.
 

Das wunderbar restaurierte Musikinstrument ist eine Standharfe aus Riegelahorn mit sieben Pedalen und 37 Saiten und wurde in Paris um 1795 hergestellt. Die Harfe ist auf der Innenseite des Mechanikbogens signiert mit „Nr. 22 Cousineau à Paris“. Das ist der Hinweis auf den Erbauer, dem Instrumentenmacher Georges Cousineau (1733–1800). Er war bis zur französischen Revolution Hoflieferant von Königin Marie-Antoinette, einer leidenschaftlichen Harfenspielerin. Die junge französische Königin hatte bereits in ihren Kindertagen im österreichischen Wien und später in Versailles eine Pedalharfe gespielt und am französischen Hofe kam daher diese Art der Harfe in Mode. In keinem Konzertzimmer durfte die Pedalharfe fehlen, die französischen Adeligen überboten sich mit Bestellungen und somit begann die Entwicklung der Volksharfe zur modernen „Konzertharfe“.

Georges Cousineau: Pedalharfe aus dem Besitz der Königin Luise von Preußen, um 1795
Georges Cousineau: Pedalharfe aus dem Besitz der Königin Luise von Preußen, um 1795 © SPSG / Wolfgang Pfauder

Die Harfenmode mit den edlen Instrumenten erreichte auch den preußischen Hof, die Harfenbauer Cousineau und Sohn verkauften ihre handwerklichen Kunstwerke nach dem Niedergang des französischen Adels nach Deutschland und Portugal. Wann die Harfe in den Besitz der Königin Luise gelangte, ist nicht bekannt, auch nicht, ob sie sie direkt in Auftrag gegeben hat. Sie spielte auf dem mit geschnitzten und vergoldeten Ornamenten verzierten Instrument, womöglich auch in Schloss Paretz. Harfen waren vor allem Begleiter für Gesang.  Ein- und mehrstimmige Lieder, Oden, Romanzen oder Choräle waren seit Mitte des 18. Jahrhunderts im preußischen Bürgertum beliebt. Königin Luise liebte es, zu singen und brachte die vokale Hausmusik an den Hof und in das elitäre Umfeld der Schlösser und Parks.

Ein Jahr nach dem frühen Tod der Königin im Jahr 1810 wurde die Harfe im Schloss Monbijou ausgestellt. Dort verblieb sie bis in das Jahr 1942. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Musikinstrument zusammen mit vielen anderen Möbeln und Kunstwerken ausgelagert, trotzdem beschädigt und nach 1945 wieder instand gesetzt. Bis ca. 1972 stand die Harfe im Schloss Charlottenburg, danach im Depot der „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin“ im Westteil Berlins. 1995 und 1996 wurde sie durch den Holzrestaurator der Stiftung Marc Heincke restauriert, doch sie verblieb im Depot. Erst seit dem April 2023 erstrahlt sie nun wieder für die Öffentlichkeit – im Gartensaal des Schlosses Paretz, dem Landsitz der Königin.
 


Wer den Klang eines solchen historischen Instrumentes live erleben möchte, hat in Paretz am 6. Mai die Möglichkeit.

Die Harfe der Königin Luise
Harfenkonzert mit Eva Curth

Eva Curth, eine der vielseitigsten Interpretinnen in der Harfenwelt und international als Solistin und Kammermusikerin renommiert, spielt auf einer originalen französischen Naderman-Harfe aus dem Paris des 18. Jahrhunderts. Kompositionen u.a. von Naderman, Couperin, Rosetti, Beethoven und Mozart.

Zur Einstimmung auf dieses besondere Konzerterlebnis führen wir unsere Gäste durch die Königswohnung. Eine kleine kulinarische Erfrischung vor dem Konzert ist im Ticketpreis enthalten.

Samstag, 6.Mai, 18 Uhr 25 / 22 Euro
Tickets: tickets.spsg.de

Weitere Informationen

Eva Curth
Eva Curth, Foto: Dieter Duevelmeyer

 

 

 

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