Im Kabinett der Bildergalerie des Schlosses Sanssouci ist zur Öffnung der Bildergalerie am 1. Juli eine Madonna wieder zu bewundern, die seit fast 80 Jahren nicht mehr zu sehen war.
Gemäldekustodin Franziska Windt und Gemälderestaurator Daniel Fitzenreiter berichten von der Rückkehr und der Restaurierung der „Madonna mit dem Johannisknaben“.
Das Gemälde ist nun restauriert und in seinem ursprünglichen prachtvollen Rahmen an zentraler Stelle im Kabinett der Bildergalerie zu sehen. Die Madonna gehört zum Originalbestand der Gemäldegalerie und das führte nach 1990 zu einer Jagd nach dem Kunstwerk, die viele Jahre dauerte.
Friedrich II. erwarb dieses Gemälde für das Kabinett der Bildergalerie als ein Werk des wichtigsten italienischen Renaissancemaler Tizian (um 1488–1576). 1942 wurde es wie fast alle Gemälde der Galerie nach Rheinsberg ausgelagert und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der sowjetischen Armee beschlagnahmt. Die Spur des Gemäldes verlor sich, die Geschichte ist inzwischen bekannt: Stalin selbst machte dem staatstreuen Komponisten Isaak Dunajewski das Kunstwerk zum Geschenk. Die Madonna landete auf verschlungenen Wegen in den 90er Jahren in Maastricht. Dort wurde sie Jahre später der Stiftung zu einem enormen Preis zum Kauf angeboten. Es zeigte sich, dass es sich um das vermisste Gemälde handelte, doch bevor über einen Finderlohn verhandelt werden konnte, war das Kunstwerk verschwunden. Mit Hilfe eines Privatdetektives gelang es 2014, das Werk aus einer Insolvenzmasse wieder zurück zu gewinnen. Ein echter Krimi!
Wir wissen heute, dass es sich nicht um ein Werk Tizians handelt und dass das Gemälde deutlich später entstanden ist. Um Tizian zu imitieren, hat sich der unbekannte Maler einen Stich nach einer späten Madonnendarstellung des Meisters zum Vorbild genommen, die sich heute in der National Gallery London befindet. Er erweiterte die Komposition um die Figur des Johannesknaben, änderte Kopfhaltung und Blick der Maria und ergänzte die Landschaft im Hintergrund. Der nach der Restaurierung wieder strahlend blaue Himmel wurde mit Lapislazuli gemalt, einem sehr teuren Pigment.
Der überaus prächtige und in Schnitzerei und Goldfassung restaurierte Rahmen verdeutlicht die Wertschätzung die diesem Bild entgegengebracht wurde.
Durch die vielen unsachgemäßen Transporte hatte das Bild drei Knicke und große Farbschichtverluste an den Rändern. Die Leinwand war sichtbar deformiert, die Schäden trotz vergangener Restaurierungen sehr auffällig. Hier half eine langsame Erhöhung der Bildspannung die Knicke und Beulen zu reduzieren.
Die Fehlstellen hatten verschieden farbige Kittungen und Übermalungen. Teils konnten diese belassen werden, einige musste man entfernen. Erfreulich war es, dass einige originale Farbschollen dadurch wieder zum Vorschein kamen.
Viele verfärbte Übermalungen und ein deutlich gelber Firnis führten zur Entscheidung diese Zutaten der letzten ca. 60 Jahre abzulösen. Das Bild zeigt jetzt eine kühlere und leuchtende Farbigkeit.
Sieben Personen und ein spezielles Gerüst wurden dann benötigt, um die Madonna wieder im Kabinett der Gemäldegalerie an die Wand zu bringen.
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