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»Wenn wir nicht nachhaltig denken, machen wir etwas falsch«

28. Oktober 2022 Von Ortrun Egelkraut

Alle müssen Energie sparen, die SPSG tut es auch. Dabei geht es neben der Kostensenkung um Schutz des Kulturguts und Bewahrung des Welterbes.

Welche Besonderheiten muss die Schlösserstiftung bei den notwendigen Energieeinsparungen beachten?

Alle Abteilungen sparen und reduzieren den Energieverbrauch, wo sie können, nicht erst seit diesem Jahr. Unsere Abteilung betreut neben den Schlössern auch Büros und Wohnungen in historischen Gebäuden, Archive, Depots, Ateliers und Werkstätten. Dabei müssen wir die individuellen Anforderungen der jeweiligen Häuser und die unterschiedlichen Nutzungen bedenken. Neubauten und sanierte Gebäude sind energetisch bereits gut aufgestellt.

An anderer Stelle gibt es zum Beispiel veraltete Heizungsanlagen. Dafür entwickeln wir technisch machbare Lösungen, brauchen aber auch Fachingenieure für die Umsetzung, und die sind, wie wir alle wissen, zur Zeit schwer zu bekommen.

Wie sieht es in den Schlössern aus?

Wir haben den Vorteil – im Gegensatz zu klimatisch regulierten Museen –, dass sich die historischen Gebäude dem Außenklima anpassen. Im Sommer wird es sehr warm und im Winter sehr kalt. In enger Abstimmung zwischen den Abteilungen Baudenkmalpflege, Präventive Konservierung und den Restauratorinnen und Restauratoren helfen uns seit Jahren erprobte und bewährte Maßnahmen, ein gleichmäßiges Raumklima zu erhalten, damit kein Kunstgut zu Schaden kommt. Gesteuert wird das konservatorisch verträgliche Klima in den Schlössern mit Be- und Entfeuchtern.

Wichtig ist, so unsere Chefrestauratorin Kathrin Lange, ein stabiler, möglichst gleichbleibender Klimaverlauf mit relativer Luftfeuchte von 50 Prozent. Starke und schnelle Temperatur- und Feuchteschwankungen müssen vermieden werden. In beheizten Schlössern, etwa Charlottenburg und Cecilienhof, liegt die optimale Temperatur bei 15 Grad Celsius, in unbeheizten darf sie nicht unter den Frostschutz fallen.

15 Grad und weniger, das klingt nicht nach einem gemütlichen Schlossbesuch.

Doch, wenn man sich entsprechend warm anzieht, kann man auch in der kalten Jahreszeit die Schönheiten unserer dann geöffneten Schlösser genießen. Bis zum Einbau einer Zentralheizung im Neuen Palais Ende des 19. Jahrhunderts war es am preußischen Hof nicht anders.

Damals wurde Preußen modern, wie steht die Stiftung zu erneuerbaren Energien?

Von der technischen Seite sind wir hier voll dabei. Aber im UNESCO-Welterbe lässt sich nicht alles umsetzen. Wir müssen sensibel damit umgehen. So wird es bestimmt keine Solaranlage auf Schloss Sanssouci geben, aber wir schauen uns sehr genau an, was machbar und nützlich ist, denn wir stecken ja mitten im Klimawandel.
Unsere Abteilung muss sich noch mehr mit dem sommerlichen Wärmeschutz für die historischen Gebäude beschäftigen.

Eine andere Herausforderung, an der wir gemeinsam mit der Gartenabteilung intensiv arbeiten, ist der Umgang mit der Wasserknappheit. Wir wollen und müssen unsere Parks, die Bäume und Pflanzen erhalten. Allein für das Stadtklima Potsdams ist der Park Sanssouci Gold wert. Und dafür brauchen wir Wasser, auch aus der Havel, aber wir verbrauchen es nicht vollständig. Durch innovative Bewässerungstechnik sickern Teile in den Boden ein und ergänzen so auch das Grundwasser. Ein anderer Teil fließt durch das Wasserleitungssystem und den Parkgraben zurück in die Havel. Das Wort Nachhaltigkeit wird inzwischen inflationär gebraucht. Aber wenn wir nicht in diesem Sinne denken, machen wir etwas falsch.

 

Hans-Georg Bröker ist Direktor der Baudenkmalpflege und Liegenschaften der SPSG. Die Abteilung ist verantwortlich für Wartung und Erhaltung der technischen und baulichen Anlagen der SPSG und sorgt dafür, dass der Alltagsbetrieb in den Museumsschlössern und Parkanlagen reibungslos läuft. Die Aufgaben sind verteilt auf die Bereiche Sicherheit und Ordnung, Infrastrukturelle Dienste, Gebäudemanagement, Fährbetrieb, Bauunterhalt und Schirrhof. Dort werden alle baunahen handwerklichen Arbeiten ausgeführt, von kleinen Reparaturen bis zu umfangreichen Projekten.

Torsten Janke leitet seit Juni den Schirrhof mit rund 50 Handwerker:innen in sechs Meisterbereichen. Zuvor führte der Tischlermeister einen eigenen Betrieb in Düsseldorf. Jetzt setzt er sein handwerkliches Können und seine betriebswirtschaftliche Erfahrung für die SPSG ein.

Der Beitrag ist zuerst erschienen in der SANS,SOUCI. 04.2022

 

 

Tags:
klima
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