Alexander von Humboldt und sein französischer Kollege Aimé Bonpland verbrachten während ihrer Amerika-Reise 1799 bis 1804 mehrere Tage am Berg Chimborazo im heutigen Ecuador. Im Vordergrund des Gemäldes steht Humboldt in europäischer Kleidung und übernimmt einen Sextanten von einem indigenen Begleiter. In der rechten Ecke unter einer Zeltplane sitzt Aimé Bonpland mit einer Botanisiertrommel und über ein Buch gebeugt.
In den bisherigen Beschreibungen des Gemäldes wird der indigene Begleiter meist gar nicht erwähnt. Ganz offensichtlich kommt ihm aber die wichtige Aufgabe zu, die wissenschaftlichen Instrumente zu hüten. Ebenso groß gewachsen wie der europäische Forscher bildet er trotz seines leicht unterwürfigen Blicks mit diesem gemeinsam das Zentrum des Gemäldes. Die wissenschaftlichen Instrumente, die Humboldt und Bonpland mit sich führten, waren die Garanten des Erfolgs ihrer Forschungen und unterwegs unersetzlich. Daher kam dem Hüter der Instrumente eine herausgehobene Stellung zu. Aus Briefen und Berichten ist bekannt, dass José de la Cruz aus Cumaná die Expeditionsgruppe während der gesamten Reise als Diener und Träger begleitete.
In seinen umfangreichen Beschreibungen der Südamerika-Reise erwähnt Humboldt selten die indigenen Bewohner:innen. Für seine europäischen Zeitgenoss:innen und für die Nachwelt entstand so die Vorstellung, dass die Europäer Humboldt und Bonpland menschenleere Gebiete betraten und dort die Natur erforschten.
Das Gemälde von Friedrich Georg Weitsch übermittelt ein anderes Bild. Die Darstellung von José de la Cruz im Bildzentrum neben Humboldt betont eher, wie sehr Humboldt tatsächlich auf die Unterstützung durch Einheimische angewiesen war. Die Nichtbeachtung von José de la Cruz im Titel und bei der Rezeption des Bildes zeigt dagegen, dass man dies in Europa nicht zur Kenntnis nahm.