Artemisia Gentileschi, Tarquinius und Lukretia

Die Geschichte von der Vergewaltigung der verheirateten und tugendhaften Lukretia durch den Königssohn Tarquinius, ihr Aufbegehren gegen den Angreifer und ihr folgender Selbstmord ist Teil des Gründungsmythos‘ der römischen Republik. Artemisia Gentileschi stellt hier den Moment dar, in dem Tarquinius droht, Lukretia und einen Sklaven zu ermorden, und deren Ehebruch vorzutäuschen, wenn sie sich ihm nicht hingibt. Die Darstellung des Bediensteten könnte auf ein italienisches Volkslied aus dem späten 15. Jahrhunderts zurückgehen. In diesem ist von einem schwarzen Sklaven die Rede, vermutlich um die Dramatik zu erhöhen. Gentileschi zeigt ihn zugleich als (Mit-)Täter und Opfer. Anders als auf zeitgenössischen Bildern desselben Motives üblich wird hier eine Schwarze anstatt eine weiße Person als Komplize gezeigt. Das spricht dafür, dass es sich bei der Darstellung um zeittypischen Rassismus handelt.

Als Erwerbung Friedrichs des Großen wird das Gemälde seit 1768 seit in der Oberen Galerie des Neuen Palais präsentiert. Die korrekte Zuschreibung als Werk Artemisia Gentileschis erfolgte allerdings erst im 20. Jahrhundert. Eine Pigmentanalyse verweist auf eine Entstehungszeit zwischen 1627 und 1630. 

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