Der Weg nach Sanssouci führte über England. Auf der Insel hatte sie sich schon vor Jahren für die englischen Landschaftsgärten begeistert. Bei einem späteren Griechenlandurlaub kam das Interesse an der Antike hinzu. In der Potsdamer Kulturlandschaft hat Anja Matthesius beides gefunden.
Als Mitglied des »National Trust«, der britischen Vereinigung zum Schutz des historischen Erbes und der Naturschönheiten, machte sich Anja Matthesius auf die Suche nach einer ähnlichen Institution in Deutschland – und landete bei der SPSG in Potsdam. Die ist zwar in Größe und Organisation anders aufgestellt, hat aber das gleiche Ziel: das historische und kulturelle Erbe für künftige Generationen zu bewahren. Dafür wollte sich die Bankberaterin aus dem niedersächsischen Gifhorn engagieren.
In ihrer Freizeit ist sie viel in Gärten und Parks unterwegs. Ein Ausflug führte sie 2014 nach Potsdam, durch die von Lenné entworfenen englischen Parks – und kurz danach zu einer Anfrage bei Tina Schümann, der Leiterin der SPSG-Abteilung Fundraising. Damals war gerade die Spendenaktion zur Rettung der Neptungrotte gestartet. Anja Matthesius sagte spontan zu. Aber sie wollte nicht einmalig eine Spende »abliefern«, also überweist sie seither monatlich einen festen Betrag. Das Geld dafür hat die Finanzexpertin »umgeschichtet «. Nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen, »über das, was mir der Glaube – nicht die Kirche – bedeutet, bin ich aus der Kirche ausgetreten.« Die dadurch entfallene Kirchensteuer setzt sie nun für selbstgewählte gute Zwecke ein.
Ihr Engagement verfolgt sie leidenschaftlich. Potsdam, die Schlösser und noch mehr die Parks und Gärten erkundet sie mehrmals im Jahr. Während der Sanierung der Neptungrotte beobachtete sie den Fortgang der von ihr mitgeförderten Arbeiten, machte Fotos und kleine Videos, um später »zuhause auch noch etwas davon zu haben«. Bei ihren Spaziergängen in Sanssouci erfreut sich nicht nur an der Schönheit der Gärten und Bauten. Sie will auch wissen, was dahinter steckt und Zusammenhänge verstehen. Dies konnte sie auch bei einem Besuch im Atelier der Steinrestauratoren.
Aktuell unterstützt Anja Matthesius das Restaurierungsprojekt für 24 Marmorskulpturen, die an ihren angestammten Platz auf der Gartenseite der Neuen Kammern im Park Sanssouci zurückkehren sollen. Friedrich der Große hatte die Figuren antiker Götter in Italien erwerben lassen. In den 1980-er Jahren wurden sie abgebaut, um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen. Inzwischen, so erklärt Fachbereichsleiter Roland Will, konnten 20 durch das moderne Verfahren der Volltränkung in Acrylharz gefestigt und konserviert werden. Bei vier weiteren sind die Schädigungen so groß, dass Kopien angefertigt werden. Restaurator Robert Freund arbeitet gerade an einem Gipsmodell als Vorlage für die Kopie einer Vestalin. Der ausführende Bildhauer wird noch gesucht. Anja Matthesius ist fasziniert von der Vielfalt der Aufgaben und Kenntnisse der Restauratoren. Neben all den fachlichen Fähigkeiten müssen sie auch »viele Liebe zum Detail aufbringen – und viel Geduld«.