"Als einen Höhepunkt der Ausstellung "Preußisch Grün" zeigt die Stiftung im neu hergerichteten Kavalierflügel von Schloss Glienicke, Berlin, in Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Lenné3D“ und dem Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam eine Installation, die die Besucher zu einem interaktiven Spaziergang in einen virtuell rekonstruierten Garten aus dem 19. Jahrhundert einlädt.
Der "verlorene Garten", das ehemalige "Italienische Kulturstück", war ein Kleinod der zum großen Teil von Peter Joseph Lenné gestalteten Potsdam-Berliner Park- und Gartenlandschaft. Es wurde 1834 westlich der Römischen Bäder im Park Sanssouci angelegt, um die von den Römischen Bädern ausgehende Atmosphäre eines italienischen Landhauses zu vervollständigen. Wie Girlanden wuchsen einst Weinstöcke und Kürbisse zwischen Ulmen und Maulbeerbäumen, dazwischen mediterrane Nutz- und Zierpflanzen, wodurch der landwirtschaftliche Charakter der Römischen Bäder noch unterstrichen wurde.
Viele der hier verwendeten Pflanzen sind in Mitteleuropa nicht frosthart, ihre Kultur ist anspruchsvoll und die Pflege sehr arbeitsaufwendig. Schon 50 Jahre nach Entstehung stand nichts mehr vom "Italienischen Kulturstück".
Zurück in die Zukunft
Wie sähe es aus, wenn das Italienische Kulturstück heutzutage an seinem angestammten Ort wiederhergestellt würde? Dieser Frage widmet sich die Kooperation der Wissenschaftler von SPSG und Lenné3D, die als Work-in-Progress das digitale Modell des verlorenen Gartens und seiner heutigen Umgebung erstellt haben. Die interaktive Visualisierung dieses Modells mit Hilfe des Softwaresystems Lenné3D vermittelt einen Eindruck von der einstigen Blüte irgendwann an einem Spätsommertag. Da jegliche historische Abbildung fehlt, wurde nur aus den wenigen generellen Plänen, schriftlichen Äußerungen und der Analogie zu historisch vorhandenen Nutzarten eine genaue Pflanzenliste mit Standortplan für die gesamte Fläche zusammengestellt. Erst danach konnten die Pflanzen fotografiert, digital modelliert und im Rechner positioniert werden. Die detailgetreuen 3D-Pflanzen wurden gemeinsam von der Firma greenworks organic software und Lenné3D entwickelt.
Heute wäre das Wegesystem zwar recht einfach wieder herzustellen, doch die aufwändige Pflege wäre kaum personell zu gewährleisten. In diesem Falle ist eine Computersimulation der ideale Weg, um den Ausstellungsbesuchern Eindrücke von der einstigen gärtnerisch-gestalteten Vielfalt des Gartens zu vermitteln.
Die Technologie für die Echtzeit-Visualisierung wird im Rahmen des Forschungsverbunds Lenné3D von Wissenschaftlern des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung Müncheberg ZALF, des Zuse-Instituts Berlin ZIB, der Universität Konstanz und des Hasso-Plattner-Instituts HPI an der Universität Potsdam entwickelt.
Die Installation verbindet neueste Projektions- und Interaktionstechnik mit aktuellen Forschungsergebnissen des Lenné3D-Projekts, in dem modernste Verfahren der Computergrafik und der Landschaftsvisualisierung für die Landschaftsplanung und -architektur verfügbar gemacht werden.
Die Simulation vermittelt spielerisch Aspekte der Gartenkultur- und Kunstgeschichte. Es wird Impulse für zukünftige Ausstellungen und für die Darstellung gartendenkmalpflegerischer sowie landschaftsplanerischer Themen geben.
Technische Realisierung
Das 3D-Modell des "verlorenen Gartens" wurde gemeinsam von Wissenschaftlern der Gartendirektion der SPSG und des Lenné3D-Teams erstellt. Da jegliche historische Abbildung fehlen, wurde nur aus den wenigen generellen Plänen, schriftlichen Äußerungen und der Analogie zu historisch vorhandenen Nutzarten eine genaue Pflanzenliste mit Standortplan für die gesamte Fläche zusammengestellt.
Erst danach konnten die Pflanzen fotografiert, digital modelliert und im Rechner positioniert werden. Die detailgetreuen 3D-Pflanzen wurden gemeinsam mit der Firma Greenworks entwickelt.
Für ein maximales visuelles Gartenerlebnis werden die computergenerierten Bilder auf eine gekrümmte 180°-Panoramaleinwand projiziert. Über ein speziell für die Anwendung konzipiertes Steuerungsgerät kann der im Halbrund der Leinwand stehende Besucher auf intuitive Weise seinen eigenen Weg durch den Garten bestimmen und damit aktiv in die virtuelle Welt eintauchen.
Die Grafik-Software Lenné3D-Player berechnet innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde ein Bild für jede beliebige vom Benutzer angesteuerte Ansicht.
Um diese immense Rechenleistung für eine interaktive Anwendung zu ermöglichen, nutzt die Software eine Vielzahl von Eigenschaften moderner Personalcomputer und programmierbarer Grafikkarten. Die bisher wohl unerreichte naturgetreue und detailreiche Darstellung einer großen Anzahl von Pflanzen und anderen Objekten in Echtzeit wird insbesondere durch so genannte Point-based-Rendering-Algorithmen ermöglicht, die dem neuesten Kenntnisstand der Computergrafik entsprechen.
Lenné3D und das Hasso-Plattner-Institut
Lenné3D ist ein Forschungsverbundvorhaben in den Bereichen Computergrafik, Landschaftsmodellierung und Landschaftsvisualisierung. Seit Mai 2002 entwickelt das Projekt ein System zur interaktiven 3D-Landschaftsvisualisierung aus Spaziergängerperspektive und Kartenansicht. Mit Lenné3D sollen Bürgerbeteiligungen und Entscheidungsprozesse insbesondere in der Landschaftsplanung unterstützt werden.
Das von Prof. Dr. Jürgen Döllner geleitete Fachgebiet Computergrafische Systeme am Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) befasst sich mit der Analyse, Planung und Konstruktion computergrafischer und multimedialer Systeme. Im Mittelpunkt steht hierbei die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Es ist eines von sechs Fachgebieten am HPI.
Schloss Glienicke, Berlin
Königstraße 36, 14109 Berlin
18. Juli bis 17. Oktober 2004
Dienstag bis Sonntag, 10.00 bis 18.00 Uhr (letzter Einlass 17 Uhr)
Montags geschlossen
5 Euro / ermäßigt 4 Euro"