Forschungsprojekt bringt neue Erkenntnisse zu Cranach-Gemälden

Einmaliger Blick hinter die Kulissen moderner Gemälderestaurierung

"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verfügt über einen relativ großen Bestand von Werken, die von Lucas Cranach d. Ä., dessen Sohn Lucas Cranach d. J. sowie deren Werkstatt geschaffen wurden. Einen Teil dieser bedeutenden Gemälde hatten einst die Hohenzollern für die Stiftskirche und das Berliner Schloss in Auftrag gegeben. Normalerweise ist dieser Sammlungsbestand im einzigen Renaissance-Schloss Berlins, dem Jagdschloss Grunewald, zu sehen, doch seit Ende 2006 wurde er wegen einer Bausanierung ausgelagert und konnte seitdem für einen neuen Bestandskatalog der Stiftung erforscht werden. Zur kommenden Ausstellung "Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern" werden vom 31. Oktober 2009 - 24. Januar 2010 die Tafelgemälde im Schloss Charlottenburg erstmalig wieder zu sehen sein.

Anhand einiger Werke aus der Werkstatt Cranach d. Ä. zeigten die Restauratorinnen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Mechthild Most und Undine Köhler, heute vorab exemplarisch, wie die Gemälde mit viel Erfahrung und modernster Technik untersucht und die Ergebnisse ausgewertet wurden. Die Untersuchung wurde durch Mittel der Ernst von Siemens-Stiftung ermöglicht.

Am 1537/1538 entstandenen Passionszyklus, von dem zwei Beispieltafeln gezeigt wurden, ist die Arbeitsweise der Cranachwerkstatt besonders gut ersichtlich, da diese Gemälde wenige Veränderungen im Laufe der Zeit erfahren haben. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag vor allem auf dem Erkennen von Herstellungsmerkmalen, der Holzartenbestimmung, dem Herausarbeiten der Besonderheiten in der Maltechnik und der damit verbundenen Farbwirkung und dem direkten Vergleich mit Werken anderer Künstler der Zeit. Neben optischer Mikroskopie wurden dafür Röntgen-, Infrarot- und Ultraviolett- Verfahren eingesetzt und die verwendeten Farbmittel mit einer Methodenkombination von vor allem optischer Spektroskopie in Reflexion und Mikro-Röntgenfluoreszenzanalytik ermittelt. Durch diese Untersuchungen konnte mit neuen Erkenntnissen zum maltechnischen Wissen über die beiden Cranach und ihre Werkstatt beitragen und Abgrenzungen zu anderen Malern der Zeit gefunden werden.

Neben Tafeln des Passionszyklus kann das Portrait des brandenburgischen Kurfürsten Joachim I., Nestor betrachtet werden. Lukas Cranach d. Ä. hat es 1529 gemalt. Auch dieses Werk wurde umfassend untersucht und mit einer weiteren Version des Bildnisses aus dem Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlung verglichen. Dabei zeigte sich eine so genaue Übereinstimmung der dargestellten Köpfe, dass der Fall zum Anlass genommen wurde, die Schritte der Portraitentstehung bei Cranach genauer zu untersuchen.

Hier und auch an dem von Lukas Cranach d. Ä. in den gleichen Jahren entstandenen Serienportrait Martin Luther konnte dann gezeigt werden, dass Cranach d. Ä. offenbar seine bekannten Portraitstudien auf Papier benutzte für eine 1:1-Übertragung der Umrisslinien auf den Malgrund. Als Technik wurde ein Durchdrückverfahren ähnlich den heutigen "Blaupausen" angewandt. Die Linien solcher Übertragungstechniken zeigen typische Merkmale, wie das Verrutschen der Vorlage und eine suchende, das An- und Absetzen des Durchdrückstifts zeigende Strichführung. Die mit Hilfe der Gemäldegalerie angefertigten Infrarotaufnahmen machten diese Technik sichtbar.

Cranach und die Kunst der Renaissance unter den Hohenzollern

Schloss Charlottenburg, Neuer Flügel

Kirche, Hof und Stadtkultur

St. Marienkirche Berlin-Mitte

31. Oktober 2009 bis 24. Januar 2010

Gefördert durch:

Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens Kunststiftung

Unterstützt durch:

Wall AG

Medienpartner:

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