"SPSG kann Fassadensanierung abschließen
SPSG-Generaldirektor Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh informiert heute Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit während eines Rundgangs durch das Schloss über den erfolgreichen Fortschritt der Arbeiten. Besondere Aufmerksamkeit finden dabei die unerwarteten Funde der Originalausstattung, die Restauratoren unter späteren Wandverkleidungen und Farbanstrichen - zum Teil nach Jahrhunderten - freilegen konnten. Berlin erhält damit einzigartige und äußerst qualitätvolle Innenraumdekorationen des 18. Jahrhunderts zurück, die anderenorts durch Kriegseinwirkungen verloren gingen.
Die Sanierung von Schloss und Garten Schönhausen in Höhe von rund 8,6 Millionen Euro wird aus Mitteln der Europäischen Union, der Bundesregierung (Beauftragter für Kultur und Medien), des Landes Berlin (Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten), des Mauerfonds, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Deutschen Klassenlotterie Berlin finanziert. Außerdem beteiligt sich die Cornelsen-Kulturstiftung in Höhe von einer Million Euro an den Sanierungskosten.
Schloss Schönhausen soll 2009 nach über 60 Jahren wieder als Museum zugänglich sein. Besucher können dann die glanzvolle Epoche der preußischen Königin Elisabeth Christine und die Bedeutung des Hauses als Präsidentensitz und Gästehaus der DDR-Regierung hautnah erleben. Daneben werden auch Räume zu sehen sein, die aufgrund fehlender Mittel noch nicht restauriert bzw. noch nicht ausgestattet sind.
Die SPSG übernahm im Juni 2005 die Verwaltung des Schlosses vom Liegenschaftsfonds Berlin, der interimsweise für die bauliche und technische Sicherung verantwortlich zeichnete. Gemeinsam mit den Vereinen Freundeskreis der Chronik Pankow e. V. und Für Pankow e.V. hatte der Liegenschaftsfonds das Schloss zeitweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Bisherige Sanierungsarbeiten
Parallel zu der Dachsanierung, der Abnahme des Glaskröselputzes aus dem Jahre 1983 und dem Kalkanstrich in einem rötlichen Gelbton, der der Zeit von Königin Elisabeth Christine nach 1764 angenähert ist, gingen mit der Schadstoffsanierung und dem Austausch der kompletten Haustechnik auch die Arbeiten im Inneren des Hauses voran. Im Vordergrund standen dabei das Freilegen und Restaurieren originaler Raumdekorationen und deren behutsame Ergänzung, um Besuchern einen Eindruck der einstigen Gestaltungsideen vermitteln zu können. Ebenfalls dokumentiert wurden Rekonstruktionen und Veränderungen aus der jüngsten Schlossgeschichte.
Im nördlichen Bereich des Erdgeschosses sind sämtliche um 1978 eingezogenen Wände sowie eine Zwischendecke entfernt worden, um einen 1936 gestalteten Raum wieder erlebbar zu machen. Bei den damaligen Veränderungen durch den Oberbaurat Erich Schonert erhielt dieser Raum eine Stuckdecke des späten 17. Jahrhunderts aus dem Hohen Haus in der Klosterstraße in Mitte. Dieses Gebäude fiel in den 1930er Jahren der Stadtumgestaltung zum Opfer. Verborgen hinter der zu DDR-Zeiten eingefügten Zwischendecke, überstand der prachtvoll gestaltete Stuck unbeschadet die Jahre. Sie wird die Besucher künftig beim Kauf ihrer Eintrittskarte an den Umbau des Schlosses zum Ausstellungsort für die "Reichskammer der bildenden Künste" erinnern.
Die Raumfolge auf der Gartenseite (Enfilade) präsentiert das Zeitalter von Elisabeth Christine. So wurde in der zum Gartensaal angrenzenden nördlichen Vorkammer die erst 1964 geschaffene Tür in der Westwand vermauert. Die SPSG hofft, dass die noch in ihrem Depot erhaltene, allerdings stark restaurierungsbedürftige Tapete aus dem späten 18. Jahrhundert restauriert und in diesem Raum wieder angebracht werden kann.
Im Gartensaal zeigen erste restaurierte Probeflächen den Duktus der einstigen Raumgestaltung. Nur hier haben sich unter diversen Renovierungsschichten originale Farbfassungen auf Holzbauteilen erhalten, die in allen anderen Räumen des Gebäudes bei Renovierungen im 20. Jahr-hundert durch einfache Ölfarbanstriche ersetzt worden sind. Der zur späten Umgestaltungsphase nach 1773 gehörende Saal wird nach der Restaurierung und Teilrekonstruktion der Farbfassungen seine ursprüngliche Dekoration wiedererhalten.
Auch im südwestlichen Bereich, ab 1950 als Küchenräume genutzt, ist der Grundriss weitgehend wiederhergestellt. Hier wird die Infrastruktur mit Cateringküche und Garderobe für künftige Veranstaltungen im Festsaal Platz finden. In der Schlafkammer der Königin, ab 1936 als Café und ab 1950 als Küche genutzt, wird über die wechselvolle Geschichte des Schlosses informiert. Zugleich ist sie als Vortragsraum konzipiert.
Im 1. Obergeschoss bleiben in den nördlich gelegenen Schlossräumen die umfangreichen Grundriss- und Nutzungsänderungen von 1964 und 1978 sichtbar. Hier wird mit dem Arbeitszimmer Wilhelms Piecks die Nutzung des Schlosses als Sitz des Präsidenten der DDR und mit dem Gästeappartement mit Damen- und Herrenschlafzimmer, Bad und Ankleidezimmer sowie einem Gästeraum aus der letzten Umgestaltungsphase von 1978/83 die Nutzung als Gästehaus der DDR dokumentiert. Im südlichen Bereich wurde das 1978 eingebaute Gästeappartement zugunsten des bauzeitlichen Grundrisses nach 1763 aufgegeben.
Im Festsaal zeigen erste Restaurierungsprobeflächen die herausragende Qualität der Raumgestaltung aus der Zeit der Königin. Die nahezu vollständig erhaltenen Stuckarbeiten an der Decke und der Stuckmarmor an den Wänden waren bei früheren Renovierungen mehrfach mit Öl- und Dispersionsfarben überstrichen worden. Partielle Freilegungen zeigen ebenfalls ursprüngliche Oberflächen und Farben. Die während der Bauarbeiten noch nicht mögliche, aber notwendige Restaurierung des Saales wird die originalen Oberflächen zum Vorschein bringen und die bauphysikalischen Bedingungen für den empfindlichen Stuck verbessern.
Im Mezzaningeschoss zeigt sich wieder annähernd die Grundrisssituation des 18. Jahrhunderts. Mit dem Rückbau von Toiletten und Bädern sowie nachträglich errichteten Zwischenwänden und der Wiederherstellung von Türöffnungen wurden die Voraussetzung für eine künftige museale Nutzung in der gesamten Südhälfte des Geschosses geschaffen. Wandschränke und Waschzellen bleiben als Dokumente der Umbauphase zum Gästehaus der DDR-Regierung erhalten."