Europäischer Kulturpreis für vorbildliche Sanierung

SPSG wurde für die Wiederherstellung des Belvederes auf dem Pfingstberg ausgezeichnet

"Für die denkmalgerechte Sanierung des Belvederes auf dem Pfingstberg haben die Europäische Kommission und EUROPA NOSTRA, der europäische Verbund nicht-staatlicher Denkmalschutzorganisationen mit Sitz in Den Haag, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) das Diplom in der Sektion "Architektonisches Erbe" verliehen. Die Europäischen Kulturpreise, die 2002 gemeinsam von EUROPA NOSTRA und der Europäischen Kommission im Rahmen des Kommissionsprogramms "Kultur 2000" aufgelegt wurden, verfolgen drei Ziele: hohe Konservierungsstandards, den grenzübergreifenden Austausch von Wissen und Fertigkeiten sowie weitere beispielhafte Initiativen im Bereich des kulturellen Erbes. Im Zusammenhang mit den Preisen für das Jahr 2006 gingen insgesamt 158 hervorragende Anträge und Nominierungen aus 32 Ländern in verschiedenen Kategorien ein, die vor Ort von unabhängigen Experten geprüft wurden.

Die Vertreter der ausgezeichneten Leistungen erhielten die Ehrungen bei der jährlichen Verleihung der Europäischen Kulturpreise am 8. Juni 2007 in Stockholm in Anwesenheit des Präsidenten von Europa Nostra, Seiner Königlichen Hoheit Prinzgemahl Henrik von Dänemark, dem für Bildung und Kultur zuständigen EU-Kommissar Ján Figel , Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Madeleine, Schirmherrin von Europa Nostra Schweden, und Frau Llena Adelsohn-Liljeroth, der schwedischen Ministerin für Kultur. Für die SPSG haben Astrid Fritsche und Detlef Röper von der Abteilung Baudenkmalpflege den Preis entgegen genommen.

Das Belvedere auf dem Pfingstberg ist einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt Potsdam. Es liegt auf einer Anhöhe 76 Meter über dem Meeresspiegel. Das Bauwerk mit der Doppelturmgruppe wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag und zum Teil auf Grundlage eigener Skizzen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) von den Architekten Ludwig Persius (1803-1845), Ludwig Ferdinand Hesse (1785-1876) und Friedrich August Stüler (1800-1865) realisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Belvedere durch Frost- und Feuchtigkeitsschäden, unterlassenen Bauunterhalt und Vandalismus nachhaltig zerstört worden, bedingt durch den Bau der Grenzanlage 1961 und durch die sowjetische KGB-Siedlung im unteren Teil des Pfingstbergs, in der die Europazentrale der sowjetischen Auslandsspionage untergebracht war.

Erst nach der politischen Wende in Deutschland 1989/1990 konnte das bedeutende Baudenkmal instand gesetzt werden. Ziel der Wiederherstellung war für die Eigentümerin, die SPSG, den Aussichtsort der Öffentlichkeit wieder zugänglich und für museale und kulturelle Zwecke nutzbar zu machen. Als Nutzer konnte mittels eines Betreibervertrages der Förderverein Pfingstberg in Potsdam e. V. gewonnen werden. Er hatte sich aus einer Bürgerinitiative entwickelt, die sich bereits seit Ende der achtziger Jahre für den Pfingstberg engagierte.

Zusätzlich zu den Haushaltsmitteln der SPSG konnten durch die Initiative des Vereins neben vielen weiteren einzelnen Geldgebern herausragende Spender wie Prof. Dr. h.c. Werner Otto aus Hamburg und die Hermann-Reemtsma-Stiftung, Hamburg, gewonnen werden, die eine Umsetzung der genannten Ziele mit Gesamtkosten von ca. 13 Mio. in einem Zeitraum von zehn Jahren möglich machten.

1994 wurde der Architekt Manfred Selle, Berlin, von der SPSG mit den architektonischen Umsetzungen beauftragt. In Zusammenarbeit und Leitung mit den Mitarbeitern der SPSG und vielen Handwerksbetrieben wurden die Planungen erarbeitet, Maßnahmen diskutiert und umgesetzt. Nach zahlreichen Voruntersuchungen, der Erstellung eines Maßnahmenkatalogs und Detailplanungen wurde die Wiederherstellung abschnittsweise ausgeführt. Nach der Instandsetzung der Verschalung der Nordwand wurde der Westturm mit dem Römischen Kabinett und anschließend die Torhalle, die Westarkaden und die -kolonnaden restauriert. Danach folgte der Ostturm mit dem Maurischen Kabinett, der Ostarkade und der -kolonnade sowie das Wasserbecken im Innenhof und das Sockelgeschoss der Nordarkade. Abschließend wurden die Flügelmauern fertiggestellt.

Am Belvedere auf dem Pfingstberg wird die deutsche Geschichte und deren Verluste in der Nachkriegszeit bis 1989 deutlich, genauso aber auch deren Wiederbelebung in den letzten 15 Jahren. Durch das Engagement vieler Bürger und den gemeinsamen Einsatz der SPSG und des Fördervereins Pfingstberg in Potsdam e.V. konnte das Pfingstberg Belvedere als bedeutender kultureller Ort mit vielfältigen Funktionen wieder gewonnen werden.

Öffnungszeiten:

Bis Ende August 2007 täglich geöffnet, 10:00 bis 20:00 Uhr

Im September 2007 täglich geöffnet, 10:00 bis 18:00 Uhr

Im Oktober 2007 täglich geöffnet, 10:00 bis 16:00 Uhr

Eintritt: 3,50 Euro / ermäßigt 2,50 Euro, Kinder und Jugendliche von 6 bis 16 Jahren: 1,50 Euro"