DENK × PFLEGE. Zukunft für das Welterbe Römische Bäder

DENK × PFLEGE. Zukunft für das Welterbe Römische Bäder

Römische Bäder: Blick vom Atrium in die Vorhalle des Viridariums. © SPSG/Hagen Immel

Ausstellung zum Jahresthema „Welterbe: Bauen und Bewahren für die Zukunft“ im Potsdamer Park Sanssouci vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2022

Im Rahmen des Jahresthemas „Welterbe: Bauen und Bewahren für die Zukunft“ erwartet Besucherinnen und Besucher des zum UNESCO-Welterbe gehörenden Potsdamer Parks Sanssouci eine besondere Attraktion. Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2022 zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) in den Römischen Bädern die Ausstellung „DENK × PFLEGE. Zukunft für das Welterbe Römische Bäder“. Danach wird der Gebäude- und Gartenkomplex für mehrere Jahre wegen dringend erforderlicher Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten geschlossen.

Die Ausstellung führt in einem Rundgang durch das Ensemble der Römischen Bäder. Dabei erhalten Interessierte erstmals wieder Einblicke in Räume und Bereiche, die seit Jahren nicht zugänglich waren. So sind beispielsweise der tempelartige Pavillon am Teich geöffnet, ebenso das ehemalige Billardzimmer und der Vorraum zum sogenannten Viridarium – einem Innenhof, der an eine antike römische Villa erinnert. Gezeigt werden auch unrestaurierte Ausstattungsgegenstände der Römischen Bäder, Skulpturen und Mobiliar, die seit Jahren im Depot darauf warten, in den restaurierten Räumen wieder ausgestellt zu werden. Die Ausstellung thematisiert die unterschiedlichen Aspekte und Herausforderungen, die mit der Wiederherstellung eines hochrangigen Denkmals verbunden sind. An 15 Stationen erfährt das Publikum alles über die Arbeit der SPSG im Bereich der Denkmalpflege am Beispiel des konkreten Sanierungsbedarfs in den Römischen Bädern.

So wird etwa der Frage nachgegangen, wie ein denkmalgeschütztes Gebäude barrierefrei werden kann? Wie repariert man eine gesprungene Fliese im UNESCO-Welterbe? Wie funktionieren Brandschutz oder Klimaanlagen in einem Schloss? Was ist nachhaltig und was wirtschaftlich vertretbar und wie viel Planungsleistung und Arbeit steckt eigentlich in einem Sanierungsprojekt? Die Ausstellung erläutert das methodische Vorgehen in der Planungsphase, die Problemanalyse und die Abwägung möglicher Lösungsansätze. Denn selten gibt es eindeutige Lösungen für die äußerst komplexen Sachverhalte. Im Spannungsfeld zwischen maximalem Denkmalerhalt auf der einen und der Anpassung an aktuelle Nutzungen und Regelwerke auf der anderen Seite muss jeder Eingriff sorgfältig abgewogen und begründet werden. Zudem bieten sich immer wieder neue bautechnische Möglichkeiten, die aber im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Wechselwirkung mit der Denkmalsubstanz kritisch geprüft werden müssen. Nur in interdisziplinärer, langjähriger Teamarbeit können diese Aufgaben bewältigt werden.

Die Ausstellung richtet sich bewusst nicht an ein Fachpublikum, sondern an alle Interessierten. Denn häufig sehen diese in den Parks und Schlössern von den großen Bauvorhaben der SPSG nur die Hüllen und Bauschilder.

Die 2023 beginnende Sanierung der Römischen Bäder soll bis 2025 dauern und ist Teil des zweiten Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten (Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) bis 2030 für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Kulturlandschaft aufgelegt haben.

Italiensehnsucht – die Römischen Bäder im Park Sanssouci
Noch in seiner Kronprinzenzeit gab Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) zuerst Schloss Charlottenhof (1826-1829) und anschließend die Römischen Bäder in Auftrag. Stilistisch an römischen und altitalienischen Vorbildern orientiert, wurden die Römischen Bäder von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) und seinem Schüler Ludwig Persius (1803-1845) zwischen 1829 und 1841 erbaut. Das Ensemble spiegelte in besonderer Weise die „Italiensehnsucht“ des Bauherrn wider, der mit zahlreichen Ideen und Entwurfszeichnungen Einfluss auf die Pläne der Architekten genommen hatte. Die Neugestaltung der das Schloss Charlottenhof und die Römischen Bäder umgebenden Parklandschaft verantwortete Joseph Peter Lenné (1797-1866).

Im italienischen Landhausstil wurden 1829/30 zunächst das Gärtnerhaus und 1832 das Gehilfenhaus errichtet. Beide Bauten sind durch einen Bogengang, einen Altan und die Weinlaube (1833) mit einem Ruhesitz in der Art eines Stibadiums verbunden. Ab 1834 entstand unter Persius’ Leitung die eigentliche Badanlage (Thermen) hinter Schinkels Arkadenhalle (1832/33), die nun als Schauseite fungierte. Die bis zum Jahr 1850 fertig gestellten Wandmalereien zeugten überdies von einer intensiven Auseinandersetzung mit den Ausgrabungen in Pompeji. Gebadet wurde in den Römischen Bädern allerdings nie.

Die Anlage ist an zwei Seiten von Wasser umgeben: Dem künstlich angelegten Maschinenteich im Süden, dessen Namen von einem hier bis 1923 vorhandenen Dampfmaschinenhaus herrührt, und dem Schafgraben im Osten. Die asymmetrische Konzeption ermöglichte offene Bereiche, die als Gärten oder Ruheplätze angelegt wurden.

Das Gärtnerhaus, in dem der für den umliegenden Park zuständige Hofgärtner Hermann Sello (1800-1876) wohnte, ist ein zweigeschossiger, gestaffelter Putzbau mit flachem Satteldach und angesetztem Pultdach sowie seitlich versetztem Turm. Das Gehilfenhaus, das einst Quartier für das Gartenpersonal war, ist ein zweigeschossiger Putzbau mit umfriedetem Hof und 2 Satteldächern von unterschiedlicher Höhe (mit Kupferblecheindeckung).

Die an der Nordseite des Gartenhofs befindliche Arkadenhalle diente ursprünglich als Orangerie. Die Badanlage (Thermen) an deren Rückseite ist ein eingeschossiger Putzbau mit verschiedenen Dachformen und Kupferblecheindeckung. Die asymmetrische Raumgruppe im Inneren mit Atrium, offenem Vorhof und durch Karyatiden (Frauenskulpturen) gestützter Thermenhalle ist im pompejanischen Stil ausgestattet. Das Atrium ist hier ein Empfangsraum. Der pompejanischen Ausmalung liegt ein Entwurf Schinkels zugrunde. Die Wände sind über einem schwarzen Sockel in kräftigem Rot gehalten und zeigen plastisch wirkende Figurengruppen. Die zwei Marmorstatuen wurden in Pompeji gefunden und um 1840 ergänzt. Die Schmuckwanne aus grünem Jaspis ist ein Geschenk von Zar Nikolaus I. (1796-1855) an Friedrich Wilhelm IV. Das Impluvium, eigentlich ein Sammelbecken für Regenwasser im Atrium, ist in diesem Fall die Bezeichnung des Raumes hinter dem Atrium. Das Viridarium (Grün- oder Kalthaus) präsentiert sich als kleiner Gartenhof. Den Raumbezeichnungen einer römischen Therme entsprechen lediglich das Apodyterium (Auskleidezimmer) und das Caldarium (Warmbad). In der hinteren Wand des Caldariums befindet sich eine Exedra (nischenartiger Raum). Das aus Keramikfliesen bestehende Alexander-Mosaik ist wegen Bodenabsenkungen derzeit im Depot eingelagert. Das Billardzimmer ist der einzige Raum in der Badanlage, der einem konkreten Zweck diente.

Am Nordufer des Maschinenteichs steht der 1830 im Stil eines Prostylos (griechischer Tempel) errichtete Teepavillon mit Pfeilerportikus und kupfergedecktem Satteldach. Er ist durch eine unterkellerte Pergola mit dem Gärtnerhaus verbunden. Westlich des Teepavillons befindet sich im Erinnerungsgarten (1834) zwischen zwei Ädikulen („Tempelchen“) mit Büsten von König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) und Königin Luise (1776-1810) ein quadratischer Brunnen.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)
Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg

131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent). In den kommenden fünf Jahren sollen ca. 25 von insgesamt 60 Projekten begonnen bzw. umgesetzt werden.

Publikation
Zwischen Welt und Erbe.
10 Jahre Masterplan für die Preußischen Schlösser und Gärten
Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Petersberg
ISBN 978-3-7319-0617-9
19 Euro (Sonderpreis während der Ausstellung)

Informationen
Römische Bäder, Park Sanssouci, 14471 Potsdam
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag, 10:0-17:30 Uhr, letzter Einlass 17:00 Uhr
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 4 Euro

Imbissangebot während der Ausstellungszeit im Außenbereich.

Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten.
www.spsg.de/denk-x-pflege
 

Pressekontakt

Frank KallenseeSPSG | GeneraldirektionPressesprecher
Postfach 60 14 62
14414  Potsdam
Fax: 0331.96 94-102
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