Der Großbaumverpflanzwagen des Fürsten Pückler

Der Großbaumverpflanzwagen des Fürsten Pückler

Die Verpflanzung großer Bäume war ein Markenzeichen des Fürsten, vereinte er doch damit die Besänftigung der eigenen gärtnerischen Ungeduld mit dem ihm eigenen Hang zum Aufsehenerregenden. Die Inspiration hierzu kam aus England; insbesondere war es der Landschaftsgärtner Sir Henry Steuart (1759–1836), der seine Erfahrungen mit der Großbaumverpflanzung in dem Fachbuch „The Planter´s Guide“ festgehalten hatte, das Pückler 1828 in London erwarb und überaus lobte. Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in England zweirädrige Pferdewagen zum Transport und Verpflanzen von Bäumen, die einen Stammdurchmesser bis zu 48 cm hatten, eingesetzt.

Pückler brachte zwei Varianten zum Einsatz: Der Durchmesser der 16 cm breiten Räder betrug bei der kleineren „Baumpflanzmaschine“ 1,75 m, bei der großen 2,22 m. Die größten Bäume, die versetzt wurden, waren zwischen 16 und 22 m lang und hatten einen Stammdurchmesser bis ca. 50 cm.

Es ist nicht gesichert, ob Pücklers Großbaumverpflanzwagen auch bei der Gestaltung des Parks Babelsberg zum Einsatz kam, aber sehr wahrscheinlich. Während seiner Tätigkeit dort beklagte er sich darüber, dass es in Babelsberg „zum Verpflanzen großer Bäume leider an einer zweckmäßigen Maschine“ fehle. Vermutlich wurden Großbaumverpflanzungen dort erst ab 1865 durch den Obergärtner Otto Ferdinand Kindermann (1843–1918) vorgenommen, der aber zuvor bei Pückler in dessen Branitzer Park gesehen hatte, wie die Arbeiten mit der Baummaschine ausgeführt wurden.

Die heute auf dem Großbaumverpflanzwagen deponierte Linde ist eine Spende der Fa. Lorberg Baumschulen.

Zur Technik:

Das Verpflanzen von Bäumen erfolgte in der kalten Jahreszeit in unbelaubtem Zustand. In der Krone des betreffenden Baumes wurden Seile zum Umlegen und Aufrichten des Baumes angebracht. Dann wurde im Abstand von 1,90 bis 3,20 m ein etwa 90 cm breiter Graben rings um den Baum ausgehoben. Mit angespitzten Stöcken, Schippen und Spaten lösten die Arbeiter anschließend von hier aus an einer Seite weitestgehend die Erde aus dem Wurzelballen und gruben eine Ein- und Ausfahrt.

Nachdem der Wagen in die Grube an den Baum herangeschoben war, wurde die Deichsel aufgerichtet und mit Seilen und Ketten am Baum befestigt. Während ein Teil der Arbeiter an gespannten Seilen den Baum hielt, waren die anderen damit beschäftigt, die gegenüberliegende Seite frei zu graben. Der frei gegrabene Baum wurde vorsichtig mit Seilen und Stangen umgelegt und aus der Grube zur Pflanzstelle gefahren.

Hier stellten die Arbeiter den Baum mit Hilfe von Pferden, Seilen und Stangen in eine vorher ausgehobene flache Pflanzgrube, so dass der Baum etwas höher stand als vorher.
Viel guter Boden wurde schließlich herantransportiert, mit Schippen, Stöcken und bloßen Händen sorgfältig unter und über die Wurzeln gebracht und mit Wasser eingeschlämmt. Anschließend wurde der Wurzelballen mit Metallhaken im Erdreich verankert.

Die Rekonstruktion des Baumverpflanzwagens:

In den Archivalien von Branitz findet sich ein Kostenanschlag über Schmiede- und Stellmacherarbeiten, aus dem die Größe, verschiedene Details und die Kosten für die kleine und die große „Baummaschine“ hervorgehen. Im Zuge der Rückführung der Pückler-Callenberg-Bibliothek aus der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam wurde 1995 „The Planter´s Guide“, das Buch, das sich in Pücklers Besitz befand und ihm zum Bau seiner „Pflanzmaschinen“ gedient hatte, wiederentdeckt. Nach den Angaben aus den Archivalien und den Abbildungen aus „The Planter´s Guide“ sowie einem historischen Foto wurde eine Konstruktionszeichnung gefertigt. Anfang April 1997 erfolgte nach Abstimmung mit der Stiftung Fürst Pückler Museum Park und Schloss Branitz durch die LR Medienverlag GmbH und die LAUBAG die Auftragserteilung an den Stellmacher Egon Lehmann in Burg. Er baute mit Beteiligung des Schmiedes Wilfried Faber aus Neu-Zauche den Baumpflanzwagen nach.

Maße und Gewichte:

Gesamthöhe: 2,60 m
Achsbreite: 3,85 m
Raddurchmesser: 2,17 m
Felgenbreite: 16 cm
Länge der Hebelstange: 9 m
Nebenlänge und Durchmesser: 50 x 44 cm
Gewicht des eisernen Reifens am Rad: 100 kg

Weitere Infos zur Ausstellung
http://www.spsg.de/pueckler-babelsberg

Pressekontakt

Dr. Ulrich Henze
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Ausstellungsprojekte
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