"Die Restaurierungsarbeiten an Andreas Schlüters Reiterstandbild des "Großen Kurfürsten" auf dem Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg sind abgeschlosen. Das Bronzedenkmal des Kürfürsten Friedrich Wilhelm war durch heftige Korrosionsschäden akut bedroht
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ist dankbar dafür, dass der gemeinnützige Förderverein Freunde der preußischen Schlösser und Gärten e.V. sich anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums die Rettung dieses berühmten Denkmals zur Aufgabe gemacht hatte. 558 Mitglieder haben durch ihre Spenden zu der Restaurierung beigetragen. Den ehrenamtlichen Mitarbeitern der 1997 von den Freunden initiierten "Museumsshop GmbH" ist die Reinigung der vier "Sklaven" zu verdanken, die am Steinsockel des Denkmals angekettet sind. Ein Benefizkonzert der Bundeswehr sowie das Kino Open Air erbrachten ebenfalls eine erhebliche Spendensumme.
Bereits vor rund 150 Jahren begann die nachteilige Veränderung der Oberfläche. Mitte des 19. Jahrhunderts verfärbte sich das Standbild, das über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren eine schöne grüne Patina hatte, schwarz. Eine aus diesem Anlass gegründete "Patinakommission" sollte der Ursache dieser Veränderung nachgehen. 1865 wurde das Denkmal erstmals mit Hilfe von Kalilauge gründlich gereinigt. In den vergangenen Jahrzehnten wurde versucht, durch ein regelmäßiges Abspritzen der Oberfläche mit Wasser dem Aufbau von Staub- und Rußablagerungen entgegen zu wirken.
Die stark verschmutzte Oberfläche beeinträchtigt nicht allein das Aussehen, sondern greift auch das Metall an und führt zu Korrosionsschäden. Auf der Metalloberfläche lagern sich an den Stellen, die nicht vom Regen abgespült werden, Staub und Ruß ab. Der Staub ist kalkhaltig und verwandelt sich deshalb unter der Einwirkung des schwefeldioxidhaltigen Regens in Gips. Der Gips verfestigt die Schmutzschicht zu einer harten Kruste, die von den Restauratoren nur noch mechanisch mit dem Skalpell, mittels Wasserdampfhochdruck und mit Schleifvlies entfernt werden konnte. Die freigelegte Oberfläche mit den erhaltenen Resten der Grünpatina wurde mit einem Schutzwachs gegen künftige schädliche Einflüsse versehen.
Andreas Schlüter hatte dieses erste frei stehende monumentale Reiterstandbild in Deutschland 1696-1697 entworfen. Auftraggeber war Kurfürst Friedrich III., der mit diesem Denkmal die Verdienste seines Vaters um das nach dem Dreißigjährigen Krieg erstarkende Kurfürstentum Brandenburg würdigte.
1697 war das Gipsmodell in Originalgröße als Grundlage für die Gussform fertig. In einem von Schlüter eigens errichteten Gießhaus goss Johann Jacobi am 22. Oktober 1700 Pferd und Reiter (3,80 m hoch) in einem Stück. Nach der aufwendigen Ziselierung und Glättung konnte das Denkmal am 12. Juli 1703 anlässlich des 46. Geburtstages des Königs auf der Langen Brücke (heute Rathausbrücke) zwischen dem Berliner Schloss und dem Marstall auf einem Marmorsockel aufgestellt werden.
Die vier Sklavenfiguren (bis zu 2,30 m hoch) am Sockel waren von Schlüter zwar vorgesehen, wurden aber nach Modellen von Johann Samuel Nahl, Friedrich Gottlieb Herfert, Cornelius Heintzy und Johann Hermann Backer gefertigt und erst 1708/09 hinzugefügt. Die Sklaven verkörpern die besiegten Feinde Schweden, Frankreich, das Osmanische Reich und Polen.
1896 erhielt das Denkmal beim Neubau der Langen Brücke einen neuen Sockel und wurde um vier Stufen erhöht. Der ursprüngliche Sockel sowie eine Kopie des Reiterstandbildes, die 1900 als Galvanoplastik gefertigt wurde, kamen in die Eingangshalle des damals neueröffneten Kaiser-Friedrich-Museums, des heutigen Bode-Museums. Hier ist noch heute das Denkmal ohne die Sklaven zu sehen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Reiterstandbild 1943 vom Sockel geholt, an der Schlossbrücke auf ein Schiff verladen und nach Ketzin gebracht. Nach dem Rücktransport 1946 blieb der Lastkahn samt Standbild zunächst im Borsighafen im Tegeler See, wo er im Winter 1947 sank. Erst zwei Jahre später konnte das Denkmal aus dem Tegeler See geborgen werden. Nach der Restaurierung fand der Große Kurfürst 1951 seinen neuen Standort vor dem Schloss Charlottenburg. Zunächst aber nur aufgebockt auf einem provisorischen flachen Sockel aus Kanthölzern. 1952 wurde dann eine Kopie des Sockels vor dem Schloss Charlottenburg aufgestellt und das Reiterstandbild mit den originalen Eckfiguren und den Relieftafeln komplettiert."