"Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) konnte jetzt die Wiederherstellung und Einrichtung der Räume des historischen Weinkellers im Schloss Sanssouci abschließen. Durch die finanzielle Unterstützung von Christine und Lutz Prüfer war es möglich, die drei Räume des ehemaligen königlichen Weinkellers mit dem erhaltenen historischen Inventar zu restaurieren. Zur Ausstattung gehört auch das über sieben Meter lange Flaschenregal aus Eisen und Holz. Es konnte Dank des Engagements der beiden Mäzene mit Weinsorten gefüllt werden, die in Sanssouci an der Tafel Friedrichs des Großen und Friedrich Wilhelms IV. getrunken worden sind.
Ab Dezember 2004 können die Räume im Rahmen von Schlossführungen besichtigt werden. Aus Sicherheitsgründen finden diese Besichtigungen nur nach Voranmeldung in kleinen Besuchergruppen statt. Anmeldung: 0331 / 96 94-315.
Eine kleine Ausstellung im Eingangsraum am Fuße der eisernen Wendeltreppe informiert über die Tafelfreuden der ehemaligen Schlossbewohner. Hochrangige Exponate, wie eine Bronzevase aus der Weinlaube der Römischen Bäder oder die Siegel der Kellermeister von Friedrich dem Großen und Friedrich Wilhelm IV., bereichern die zweisprachige Präsentation. Das benachbarte Büro des Kellermeisters von Friedrich Wilhelm IV. konnte wie das anschließende königliche Flaschenlager wieder mit authentischen Möbeln ausgestattet werden.
Trauben aus Sanssouci
Im Schloss sind nie selbst gekelterte Weine gelagert worden. Die Trauben der 115 Weinstöcke, die ursprünglich aus Italien, Portugal und Frankreich kamen, waren wie die ebenfalls auf den Terrassen geernteten Kirschen, Feigen, Pfirsiche, Aprikosen und Pflaumen nur zum Verzehr bestimmt. Friedrich der Große (1712-1786, seit 1740 preußischer König) hatte sich seit seiner Jugend mit dem Obstanbau befasst. Die frühen Kirschen und Melonen aus den kronprinzlichen Treibhäusern in Ruppin und Rheinsberg waren schon am Hofe seines Vaters (Friedrich Wilhelm I., 1688-1740, König in Preußen seit 1713) äußerst begehrt. Neben delikatem Obst, das an Friedrichs Tafel zum Dessert gereicht worden ist, genoss der Bauherr von Sanssouci auf seiner "Vigne" natürlich auch guten Wein. In seinem Keller lagerten damals edle Mosel- und Burgunderweine, ungarischer Tokajer und Champagner. Der König bevorzugte einen sehr süßen weißen Monbazillac aus dem Anbaugebiet des Bergerac zwischen Toulouse und Bordeaux, den er beim Essen mit Wasser verdünnte. Rheinwein verschmähte Friedrich der Große, weil er annahm, dass dieser Rheumabeschwerden verursachen würde. Da seine damaligen Küchen- und Stallräume im westlichen Schlossflügel nicht unterkellert waren, müssen sich seine Weinfässer schon im Kellergeschoss unter dem Ostflügel befunden haben.
Die Umgestaltung des Weinkellers unter Friedrich Wilhelm IV.
Friedrichs Urgroßneffe Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861, preußischer König seit 1840) war der einzige preußische König, der nach dem Tode Friedrichs des Großen noch einmal dauerhaft im Schloss auf dem Weinberg gewohnt hat. Bei der Grundinstandsetzung des Gebäudes 1840 erschienen ihm die Privaträume seines großen Vorfahren bereits so wertvoll, dass er mit seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern (1801-1873) die ehemaligen Gästezimmer in der Westhälfte des Schlosses bezog. Mit dieser Entscheidung musste zwangsläufig auch ein neuer Standort für die Küche gefunden werden, da dieser Bereich wegen der hohen Brandgefahr und den Speisegerüchen in Burgen und Schlössern gewöhnlich in sicherer Entfernung zur Wohnung des Hausherrn liegt.
Während sich die Küche unter Friedrich dem Großen also noch an der Westseite des Schlosses befand, wurde sie 1840/41 nach der Erweiterung der Wirtschaftsgebäude hinter der Kolonnade im östlichen Nebenflügel untergebracht. Der Funktion dieses neuen Küchentraktes kam das Kellergeschoss aus dem Vorgängerbau Friedrichs des Großen sehr entgegen. Ludwig Persius (1803-1845), der Architekt der modernen Flügelbauten, hat diese alten Kellerräume in den Neubau integriert und dort nicht nur den Weinkeller, sondern auch die Konditorei und die Vorratsräume der Hofküche untergebracht.
Zum Bereich des Weinkellers gehörten drei Räume, deren Funktion während der Nutzung mehrfach getauscht worden ist. Das Herzstück dieses Küchenbereichs ist das über sieben Meter lange Eisenregal aus handgeschmiedeten Rahmenteilen, die in drei Etagen mit gegossenen Fachböden ausgelegt waren. Es stand immer fest verankert im Mittelraum.
In der benachbarten Kellermeisterstube wurde auf dem ursprünglichen Ziegelpflaster ein Dielenfußboden verlegt und ein heute verlorener Kachelofen aufgestellt. Die Aufbewahrung der königlichen Weine muss anfangs wohl etwas unsicher gewesen sein. Ein nachträglich in die Tür eingearbeitetes Schiebefenster deutet darauf hin, dass der Eingang in den Weinkeller nach dem Einbau dieses Fensters auch während der Anwesenheit des Kellermeisters immer fest verschlossen war."