Drei Marmorkopien für die große Fontäne von Sanssouci

Die Originale wurden zu ihrem Schutz deponiert und durch hervorragende Kopien ersetzt

"Es gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), das Rondell an der Großen Fontäne im Park Sanssouci in seiner herausragenden Bedeutung zu bewahren und zugleich die kostbaren Originale für die Zukunft zu erhalten. Möglich ist dies nur, wenn die Originale in Innenräumen sicher für die Zukunft bewahrt und für den Park Marmorkopien von allerhöchster Qualität aufgestellt werden.

Aus diesem Grund werden die Werke seit 1998 nach und nach deponiert und durch Marmorkopien ersetzt. Dabei fordert die spezielle Qualität der französischen Originale von den Bildhauern heute höchste Meisterschaft. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir nach der Aufstellung der ersten drei Statuen Diana, Mars und Minerva im Jahre 2002 nun in einem zweiten Schritt die gelungenen Marmorkopien von Juno, Jupiter und Apollon der Öffentlichkeit vorstellen können.

Das Französische Figurenrondell an der Großen Fontäne ist inhaltlicher und künstlerischer Höhepunkt im bildhauerischen Schmuck des Parkes Sanssouci. Als Geschenke des französischen Königs, Ludwigs XV., gelangten ganz besondere Werke der französischen Bildhauerkunst wie die Statuen von Venus und Merkur von Jean Baptiste Pigalle und zwei Jagdgruppen von Lambert Sigisbert Adam in den Park von Sanssouci. Die Jagdgruppen wurden als Allegorien der Elemente Luft und Wasser aufgestellt und durch Feuer und Erde aus dem französischen Bildhaueratelier Friedrichs des Großen in Berlin ergänzt. Auch den beiden Götterstatuen wurden sechs weitere im Berliner Atelier entstandene hinzugefügt: Apollon, Diana, Juno, Jupiter, Mars und Minerva. Das 1748 angelegte Rondell erhielt 1750 die ersten Skulpturen, die Vervollständigung zog sich bis 1764 hin. Damit war eine weltumspannende Allegorie der Götter und der Elemente entstanden, die den inhaltlichen und künstlerischen Höhepunkt des Parkes Sanssouci bildet.

Der Zustand der Skulpturen im Rondell verschlechterte sich vor allem in den Jahrzehnten der Industrialisierung und der damit verbundenen verstärkten Schadstoffbelastung der Luft sowie nach dem Zweiten Weltkrieg, als Schutzmaßnahmen wie die winterliche Einhausung und regelmäßige Pflegemaßnahmen eingeschränkt werden mussten. Erste Überlegungen, die Skulpturen auch ohne Aussicht auf Ersatz zu deponieren, scheiterten. Zu groß war die Scheu, dem Park seinen künstlerischen Mittelpunkt zu nehmen. Die Versuche, noch in der DDR aus Devisenmitteln Marmor zu beschaffen, liefen schon für kleinere Vorhaben ins Leere.

Unmittelbar nach der Währungsunion konnte die Schlösserverwaltung Marmor aus Carrara/Italien einkaufen und mit der Anfertigung von Marmorkopien für den Park Sanssouci beginnen. Damit konnte eine Tradition fortgesetzt werden, die von Anfang an zur Geschichte des Parkes gehört: schon im 18. vor allem im 19. Jahrhundert wurden Antiken und andere Werke zu ihrem Schutz in Innenräume versetzt und im Park durch Kopien ersetzt, wie z.B., die Antiken des Halbrondells am Neuen Palais, die sich seit 1830 in der Berliner Antikensammlung befinden.

Im vollen Bewusstsein dieses enormen Anspruchs haben sich die Mitarbeiter der SPSG und die beauftragten Steinbildhauer der Aufgabe gestellt. In zunehmenden Schwierigkeitsgraden auf dem Gebiet der Marmorkopie wurden besonders begabte Bildhauer an die außerordentlichen technischen und künstlerischen Anforderungen herangeführt, die das französische Rondell stellt. Ihre künstlerischen Biografien beweisen den Ernst, mit dem sie sich um die notwendige Meisterschaft bemühen. Eine intensive Betreuung der Arbeiten erfolgt durch die Restaurierungswerkstatt für Skulpturen unter der Leitung von Rudolf Böhm sowie die Kustodin der Skulpturensammlung, Saskia Hüneke. Nur in dieser engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit können die vorgestellten Ergebnisse zustande kommen. Eine wichtige Bestätigung für die grundsätzliche Herangehensweise erhielt die SPSG auf der 12. Tagung von EUROCARE-EUROMARBEL 2001, auf der Restauratoren aus dem In- und Ausland die Arbeiten in der Stiftung besichtigen und diskutieren konnten.

Zu den neuen Skulpturen und ihren Bildhauern

Francois Gaspard Adam

Apollon mit dem getöteten Python (1752)

Marmorkopie von Konscha Schostak (2000-2004)

Marmorkopie des Postamentes von Frank Schauseil, Dresden (2000)

Konscha Schostak wurde 1960 in Berlin geboren. Ihre Bildhauerausbildung und langjährige Tätigkeit in Carrara / Italien verschafften ihr ein sicheres Gefühl im Umgang mit dem Marmor. Der erste Auftrag für die SPSG war 1994 die Kopie einer der drei reich verzierten Vasen vor den Laubengängen am Schloss Sanssouci. Nachfolgend hat sie mit der Kopie der Porträtbüste der Amalia von Solms-Braunfels nach Eduard Stützel im Oranierrondell des östlichen Lustgartens besondere Ansprüche in der Marmorkopie bewältigt, die in der Umsetzung der Kopie des Apollon vom Rondell der großen Fontäne einen weiteren Höhepunkt darstellen.

Francois Gaspard Adam

Juno mit dem Pfau (1753)

Marmorkopie von Peter Flade (2001-2003)

Marmorkopie des Postamentes von Jens Cacha, Berlin, 2001

Peter Flade wurde am 1942 in Aken/Elbe geboren. Nach der Ausbildung als Steinmetz und Steinbildhauer arbeitete er ab 1965 bei den Sächsischen Sandsteinwerken Pirna. 1973 bis 1975 studierte er Plastik an der Burg Giebichenstein in Halle. Seit 1980 war er Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR und arbeitete freiberuflich zunächst in Pretzsch/Elbe, seit 1999 in Bülzig bei Wittenberg. Er ist seit Jahrzehnten mit Restaurierungen an Sandsteinskulpturen am Schloß Sanssouci bzw. am neuen Palais tätig. Die guten Erfahrungen mündeten nach 1990 in Aufträge für Marmorkopien: zwei Vasen vor Schloss Sanssouci und die Porträtbüste der Kurfürstin Louise Henriette von Brandenburg (1647) nach dem Original von Francois Dieussart für das Oranierrondell (1994-1996). Diesen gelungenen Arbeiten folgte dann die extrem anspruchsvolle und aufwendige Marmorkopie nach der Sitzstatue der Wilhelmine von Bayreuth von Lorenz Wilhelm Räntz (1771-1773), die 1997 im Freundschaftstempel aufgestellt wurde. Nach der Kopie des Knaben mit dem Vogelnest (1838) von Eduard Mayer im Marlygarten entstand 1998-2001 die Kopie nach der Minerva von Francois Gaspard Adam aus dem Rondell der Großen Fontäne.

Francois Gaspard Adam

Jupiter und Io (1754)

Marmorkopie von Wolfgang Wille 2001-2003

Marmorkopie des Postaments von Robert Freund, Potsdam, 2001

Wolfgang Wille wurde 1946 in Allstedt geboren. Nach der Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer in Potsdam arbeitete er seit 1972 für den VEB Stuck-und Naturstein Berlin. Er ist seit 1981 Handwerksmeister und seit 1992 Mitglied im Meisterprüfungsausschuss des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks im Land Brandenburg.

Seine langjährige Erfahrung als Steinbildhauer und Restaurator sammelte er überwiegend an Restaurierungen der Sandsteinskulpturen des Neuen Palais. Er wurde aufgrund seiner Erfahrungen mit den Marmorkopien nach zwei Porträtbüsten von Francois Dieussart, Wilhelm II. von Oranien (1641?) und Philipp Wilhelm von Oranien (vor 1647), im Oranierondell des Parkes Sanssouci 1994-96 mit der Kopie des Mars für das Rondell an der Großen Fontäne beauftragt, die zwischen 1999-2001 entstand. Mit diesen Arbeiten begann für den Potsdamer Bildhauer ein neuer Lebensabschnitt, denn die außerordentlich sensible Umsetzung der Kopien offenbarte seine Begabung für die Arbeit in Marmor, die er ohne die Wende 1989 nicht hätte entdecken können."