Die preußischen Kroninsignien auf Reisen

"Kronen, Zepter, Reichsapfel: Im Schloss Oranienburg sind ab Sonntag die

kostbaren preußischen Kroninsignien zu sehen.18.01.2009-13.06.2010"

"Ab dem 18. Januar 2009, dem 308. Jahrestag der Krönung Friedrich I., präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) im Groteskensaal des Oranienburger Schlosses eine kleine, aber hochkarätige Ausstellung. In deren Zentrum stehen die preußischen Kroninsignien.

Krönungsfeierlichkeiten und Repräsentation im Schloss Oranienburg

Im Zusammenhang mit den Krönungsfeierlichkeiten 1701 nimmt Schloss Oranienburg eine besondere Rolle ein. Die Krönung fand nicht in der Residenzstadt Berlin statt, sondern in Königsberg - außerhalb der Grenzen des Heiligen Römischen Reiches im ehemaligen Ordensland Preußen. Nur so akzeptierte der Kaiser in Wien diese Standeserhöhung. In Oranienburg machte der neue König auf seinem Rückweg nach Berlin für mehrere Wochen Station, hier empfing er die ersten ausländischen Gesandten, die dem Regenten zur gerade erlangten Königswürde gratulierten. Erst jetzt konnte sich Friedrich I. sicher sein, dass seine Standeserhöhung im Ausland anerkannt wird und unangefochten als neuer König in Berlin Einzug halten.

Oranienburg ist jedoch nicht nur als Reise-Station von Bedeutung, sondern die Architektur des Oranienburger Schlosses ist auch Ausdruck des gestiegenen brandenburgisch-preußischen Repräsentations- und Machtanspruchs. Friedrich hatte noch vor der Krönung "zum Gedächtnis" an seine Mutter Louise Henriette aus dem Haus Oranien-Nassau das von ihr errichtete Schloss erweitern lassen. Mit seiner Ausstattung, u.a. dem Orange-Saal, bekräftigte Friedrich nun seinen Anspruch auf die oranische Erbschaft.

Die Ausstellung im Groteskensaal

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Kroninsignien. Sie besitzen große Symbolkraft und sind die wichtigsten Herrschaftszeichen. Von den Kronen, die Friedrich für sich und seine Gemahlin Sophie Charlotte hat anfertigen lassen, sind heute nur noch die Gestelle "von purem Golde" erhalten (Leihgaben des Hauses Hohenzollern). Allein die Königskrone trug ursprünglich 153 Diamanten, 28 Brillianten, acht Birnperlen sowie 48 runde Perlen. Friedrich II. ließ 1741 die Steine herauslösen und anderweitig aufbewahren. Für die Trauerfeierlichkeiten anlässlich seines Todes war die Königskrone ein letztes Mal zusammengesetzt und im Castrum Doloris aufgestellt worden. Schon wenige Jahre später war der Verbleib einiger Steine nicht mehr nachvollziehbar. Vollständig erhalten sind der Reichsapfel und das Zepter aus dem späten 17. Jahrhundert, das für die Krönung verändert worden ist. Sie sind von hoher kunsthandwerklicher Qualität und ohne Frage die prächtigsten Stücke der Ausstellung. Bemerkenswert ist der Leib des den Herrschaftsstab bekrönenden Adlers, welcher aus einem großen Rubin besteht, den Zar Peter der Große aus seinem Zepter genommen und Friedrich III./I. geschenkt haben soll. Zu den in der Ausstellung gezeigten Herrschaftsinsignien zählt das ursprüngliche preußische Herzogsschwert, das Jobst Freudner 1540/41 für den ersten weltlichen Herzog von Preußen, Albrecht, in Königsberg gezogen hat. Seit 1701 fungierte es als Reichsschwert der Könige in Preußen. Gezeigt werden auch das zur Krönung neu angefertigte Reichssiegel, außerdem das Kurschwert, ursprünglich ein geweihtes Schwert, das Papst Pius II. dem Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg am 6. Januar 1460 verliehen hatte (beide Schwerter sind Leihgaben des Hauses Hohenzollern).

Die Krönungsfeierlichkeiten bestanden aus unterschiedlichsten Zeremonien und Ritualen für den Hof und für die Öffentlichkeit. Diese Feierlichkeiten werden in der Ausstellung beispielhaft veranschaulicht.

Einen Tag vor der Krönung stiftete Friedrich den "Hohen Orden vom Schwarzen Adler" als unverzichtbares Statussymbol des neuen Königreiches. Dementsprechend werden dem Ausstel­lungsbesucher als erstes die Ordensinsignien - das Ordenskreuz mit Band, eine Ordenskette und der Ordenstern - präsentiert. Der Schwarze Adlerorden war von nun an der Hausorden der Hohenzollern und sollte auf einer Stufe mit den höchsten ritterlichen Gemeinschaften wie dem englischen Hosenbandorden, dem burgundischen Orden vom Goldenen Vlies oder dem dänischen Elephantenorden stehen. Solche Orden waren ein fester Bestandteil europäischer Königshöfe und dienten der Belohnung des Adels. Sie unterstützten deren enge Bindung an den Herrscher. Mitglieder des Schwarzen Adler­ordens waren die Brüder und Söhne des Königs sowie europäische Regenten. Darüber hinaus durften 30 weitere hochrangige Personen in den Ritterorden aufgenommen werden.

Macht und Herrschaft sprechen durch Symbole.

In Festberichten und grafischen Darstellungen wurden die Krönungsfeierlichkeiten für die Nachwelt festgehalten. Exemplarisch hierfür wird in der Ausstellung eine Folge von Radierungen mit Darstellungen der öffentlichen Prozession des gesamten Hofstaates vom Königsberger Schloss zur Schlosskirche, wo die Salbung stattfand, zu sehen sein. Auf das anschließende ritualisierte Festmahl verweisen ausgewählte Silberobjekte wie eine vergoldete Lavabo-Garnitur zur Handwaschung bei Tisch oder auch ein paar Kettenflaschen und eine Reihe von Münzhumpen (letztere sind Leihgaben der Stiftung Haus Doorn), wie sie auf den Buffets, später nachweislich im Ritter- und Thronsaal des Berliner Schlosses Aufstellung fanden.

Öffnungszeiten

(Kassen schließen 30 min früher):

18.1. bis 31.3.2009: Samstag, Sonntag und Feiertag, 10-17 Uhr (Besichtigung nur mit Führung). Am 18.1. öffnet das Schloss erst um 11 Uhr.

1.4. bis 31.10.2010: Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr (Montag geschlossen, mit Führungsangebot)

1.11.2009 bis 31.3.2010: Samstag, Sonntag und Feiertag, 10-17 Uhr (Besichtigung nur mit Führung)

Während der Landesgartenschau (25.4.-18.10.2009) ist das Museum auch Montags von 10-18 Uhr geöffnet.

Eintritt:

6 / 5 Euro mit Führung; 5 / 4 Euro ohne Führung

Sonderveranstaltungen:

Zur Eröffnung am 18. 1. 2009 werden mehrere Sonderführungen (Eintritt 5 Euro) angeboten:

11.00, 13.00 und 15.00 Uhr, Erwachsenenführungen

12.00 und 14.00 Uhr, Kinderführungen

8. 2. 2009, 11 Uhr: Dr. Alfred Hagemann wird durch die Silberkammer und Matthias Franke durch die Ausstellung "Die preußischen Kroninsignien auf Reisen" führen.

15.11.2009: Kuratorenführung durch die Ausstellung (Claudia Meckel)

Äußerer Anlass für die Ausstellung sind Baumaßnahmen am Schloss Charlottenburg. Für die Dauer der Dachsanierung im östlichen Flügel des Alten Schlosses mussten die Räume der darunter liegenden Silberkammer geschlossen werden. Sie werden parallel dazu hergerichtet für die anschließende Neugestaltung von Kronkabinett, Hoftafel- und Silberkammer der Hohenzollern.

Zur Saison 2009 werden zwei weitere Silber-Sonderausstellungen mit Tafelsilber aus dem Besitz der Prinzen Carl und Wilhelm (I.) in deren Sommerschlössern Glienicke und Babelsberg eröffnet. Die Ausstellungen werden hier bis zur voraussichtlichen Neueröffnung der Charlottenburger Hoftafel- und Silberkammer Ende 2010 gezeigt.

Brüderlicher Tafelglanz I:

Das wiederentdeckte Hochzeitssilber des Prinzen Carl von Preußen

Berlin, Schloss Glienicke, 16. Mai 2009 bis 31. Oktober 2010

Eine gedeckte Tafel mit 20 Teilen aus dem silbernen Hochzeitsservice des Prinzen Carl und seiner Gemahlin Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar stellt dieses preußische Tafelsilber erstmals der Öffentlichkeit vor. Es galt lange Zeit als verschollen, da es seit seinem Verkauf durch den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen immer in Privatbesitz verblieben war.

Der Rückkauf der Serviceteile im Jahr 2008 gilt im doppelten Sinne als sensationell: Zum einen konnte ein weiteres Stück hohenzollernscher Tafelkultur für die Öffentlichkeit gesichert werden. Zum anderen bedeutet er eine überraschende Bereicherung des uvres von Johann George Hossauer für den preußischen Hof. Die Bestellung dieses Tafelservices aus Anlass der am 26. Mai 1827 geschlossenen Ehe zwischen Carl und Marie bedeutete für Hossauer seinen ersten großen künstlerischen Auftrag für das preußische Königshaus. Besonders Prinz Carl fühlte sich mit dem 1826 zum "Goldschmied Sr. Majestät des Königs" ernannten Hossauer sehr verbunden. Er bedachte den Künstler nach dem Hochzeitsservice mit zahlreichen Folgeaufträgen.

Die Präsentation im Sommerschloss des Prinzenpaares in Glienicke wird daneben weitere Silberobjekte aus dem Besitz des Prinzen Carl zeigen. Fast allen Stücken gemeinsam sind das formale englische Vorbild sowie die Gravur des bekrönten königlich-preußischen Adlers umgeben von der Kette des Schwarzen Adlerordens. Glanzvoller Höhepunkt auf der Tafel wird der prächtige silberne Aufsatz nach dem Modell der sog. Warwick-Vase sein.

Brüderlicher Tafelglanz II:

Meisterwerke der Berliner Goldschmiedekunst für den Hof des Prinzen Wilhelm von Preußen

Potsdam, Schloss Babelsberg, 16. Mai 2009 bis 31. Oktober 2010

Die Ausstellung widmet sich dem kostbaren Prunk- und Tafelsilber aus dem Besitz des Prinzen Wilhelm (König/Kaiser Wilhelm I. von Preußen) und der Prinzessin Augusta.

In der Potsdamer Sommerresidenz des Paares ist eine solche Präsentation von verschiedenen, in der Regel von Johann George Hossauer ausgeführten Serviceteilen und Tafelaufsätzen ein Novum. Hier werden Beziehungen zwischen der Architektur und den Werken der Goldschmiedekunst in der Orientierung an antiken oder gotischen Kunstformen, seit den 1830er Jahren auch aus Renaissance und Rokoko, deutlich. Für einige Stücke lieferte Karl Friedrich Schinkel die Entwürfe.

Das 1829 "nach englischen Formen" von Hossauer angefertigte Hochzeitsservice erfuhr immer wieder bis in das frühe 20. Jahrhundert Nachbestellungen, was gerade dieses Service innerhalb des Hoftafelsilbers heraushebt. In den letzten Jahren konnten weitere Platten, Salzgefäße und Leuchter daraus erworben werden. Die Tafelaufsätze und Prunkterrinen waren als Schaustücke zur Aufstellung auf dem Buffet bestimmt. Erstmals in der Ausstellung präsentiert wird auch ein 1840 von Johann George Humbert geschaffenes silbervergoldetes Reiseservice aus dem Besitz der Königin Augusta. Die Ausstellung bietet damit einen eindrucksvollen Überblick über den Umfang an königlichem Tafel- und Repräsentationssilber des 19. Jahrhunderts."